Bauer, 1944
Öl auf Leinwand, 92 x 80 cm
Provenienz / Zugang: Unbekannt

Der Nürnberger Künstler Andreas Bach (1886 – 1963) absolvierte zunächst eine Lehre als Lithograf, bevor er von 1909 bis 1914 an der Münchener Kunstakademie bei Angelo Jank und Heinrich von Zügel studierte. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Bach nach Nürnberg zurück, wo er als Grafiker u. a. für die Sparkasse Werbeplakate entwarf. Als Maler avancierte Bach mit Bildern des städtischen Lebens sowie mit Landschaften zu einem Chronisten Nürnbergs und seiner näheren wie weiteren Umgebung. Markt- und Volksfestszenen stellen eine eigene Werkgruppe in Bachs Schaffen dar. Bach zeigte sich fasziniert von Menschenansammlungen, die er mit Farbe nur mehr skizzierte. Mit der Darstellung flüchtiger Momente dokumentierte Bach die Entdeckung der Freizeit in der Stadt, ihren Parks und ihren Vororten. Seine künstlerische Heimat fand er im Künstlerverein „Die Hütte“, den er Anfang der 1920er Jahre mitbegründet hatte. Bachs Werke waren ab 1913 jährlich in den Ausstellungen der Kunsthalle am Marientor zu sehen. In den Jahren 1937 und 1961 widmete ihm die Fränkische Galerie großangelegte Retrospektiven. Andreas Bach blieb dabei Zeit seines Lebens einer impressionistischen Malweise, die im Nationalsozialismus als Stil des „französischen Erzfeinds“ angefeindet wurde, treu.

Im Jahr 1944 entstand das Bildnis eines „Bauers“, der in einem blauschwarzen Gewand auf einem Stuhl vor einem aufwendig gearbeiteten Holzschrank sitzt. Das bäuerliche Interieur wird detailreich geschildert und wirkt weniger ärmlich denn vermögend. In seinen Händen hält der Bauer ein kleines Büchlein, wahrscheinlich eine Bibel, und wird damit als religiös und bodenständig charakterisiert. Im Nationalsozialismus galt das Bauerntum als Quelle des Volkes, da es gemäß der politischen Doktrin nicht von dem als Kontrast lasterhaft charakterisierten Großstadtleben verdorben war. Motive aus dem bäuerlichen Leben stellten neben Bildern von Arbeitern und Soldaten wichtige Themenfelder der nationalsozialistischen Kunstpropaganda dar. In dem großformatigen Gemälde des namenlosen Bauern nahm Bach einerseits ein in der Zeit beliebtes Motiv auf, das er andererseits impressionistisch umsetzte.

Dr. Andrea Dippel