Dore Meyer-Vax (Nürnberg 1908 – 1980 Nürnberg)

Impression 1945, 1945/46

 

Öl auf Leinwand auf Karton, 46,5 x 59 cm

Provenienz / Zugang: Kunstvilla; Schenkung „Die Kunstvilligen e.V.“, 2020

 

Dore Meyer-Vax gehört der Generation von Künstler*innen an, deren Lebensweg und Lebenswerk durch den Nationalsozialismus unterbrochen und unterbunden wurde. 1908 in Nürnberg geboren, studierte Meyer-Vax zunächst von 1926 bis 1929 an der Nürnberger Staatsschule für angewandte Kunst bei Rudolf Schiestl und Max Körner. 1929 wechselte sie an die Berliner Preußische Akademie der Bildenden Künste, wo sie Schülerin von Emil Richard Weiß (1875 – 1942) und Karl Hofer (1878 – 1955) wurde. Mit letzterem verband sie wie mit dem jüdischen Maler Felix Nussbaum (1904 – 1944) bis zu dessen verfolgungsbedingter Emigration eine Freundschaft. 1933 wurde Meyer-Vax mit einem Ausstellungsverbot belegt und von der Gestapo verhört. Nachdem ihr Mann, der Künstler Walter Meyer 1942 in Stalingrad gefallen war und 1943 fast ihr gesamtes künstlerisches Œuvre in Berlin bei einem Bombenangriff vernichtet wurde, kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück.

Gemäß ihrem Motto „malenswert ist vor allem der Mensch“ widmete sich Dore Meyer-Vax vor allem der Figurenmalerei. Sie blieb dabei nach 1945 ihrem figurativen Stil treu und malte eindrucksvolle Bilder der conditio humana nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Das Gemälde „Impression 1945“ zeigt den Blick auf eine Ruinenlandschaft. Im Hintergrund erhebt sich eine zerbombte Kirche. Auf dem sich davor öffnenden Platz steht ein Reiterdenkmal. Vor einem leeren Sockel umarmen sich zwei Frauen wie einst „Italia und Germania“ 1828 bei dem Romantiker Friedrich Overbeck (1789 – 1869). Es handelt sich um ein Capriccio aus Versatzstücken der Städte Nürnberg und Dresden. Zu sehen ist das Reiterdenkmal August des Starken auf dem Neustädter Markt und die Silhouette der Steinfigur „Güte“ vom Rathaus in Dresden. Diese Figur bestimmt das ikonische Motiv „Blick vom Rathausturm nach Süden“, das der Fotograf Richard Peter (1895 – 1977) im Jahr 1945 aufnahm und das in der Folge zum Symbol für die Zerstörung Dresdens wurde. Bei der Kirchenruine handelt es sich dagegen um die Sebalduskirche in Nürnberg. Es sind Frauen, die die Verständigung symbolisieren. Sie sollten fortan in den Mittelpunkt der bildnerischen Überlegungen der politisch engagierten Künstlerin rücken, genauso wie die Verständigung von Ost und West.

 

Dr. Andrea Dippel