August Friedrich Kellner (Nürnberg 1885 – 1944 Egloffstein)
Landschaft, 1927
Tempera auf Leinwand, 114 x 130 cm
Provenienz / Zugang: Ankauf von Künstler, 1927
August Friedrich Kellner entwickelte in seinem Schaffen eine künstlerische Position, die unabhängig von aktuellen stilistischen Strömungen blieb. Gemeinsam mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Carl studierte er zunächst von 1902 bis 1903 an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und trat anschließend in die Werkstatt seines älteren Bruders Georg ein. 1913 ließ er sich freischaffend nieder und fertigte neben Wandmalereien auch Jugendstil-Illustrationen für die seit 1876 erscheinende Zeitschrift „Jugendlust“. 1922 schloss er sich der Gruppe „Nürnberger Sezession“ an, der auch Paul Benedict und Konrad Roth angehörten. In den 1920er-Jahren malte er erst spätimpressionistische Landschaften bevor er sich mit der Neuen Sachlichkeit und anderen modernen Kunstströmungen auseinandersetzte. Die Landschaftsdarstellungen der 1920er-Jahren waren zudem geprägt von seiner Beschäftigung mit der anthroposophischen Lehre, der Geologie und seiner tiefen Religiosität. Er hinterfragte mit seinen Darstellungen die Differenz zwischen wahrnehmbarer Wirklichkeit und dem Urbild der Natur beziehungsweise der Schöpfung Gottes. Mittels ungewöhnlicher Perspektiven und Ausschnitte sowie einer kubistisch-kristallinen Bildstruktur erneuerte August Friedrich Kellner das traditionelle Landschaftsbild.
Das großformatige Ölgemälde „Landschaft“ aus dem Jahre 1927 zeigt ein Gebirge an einem bewölkten Tag. Das Zentrum wir durch Sonnenstrahlen beschienen, während am Bildrand die Wolken die Formen der Felsen aufgreifen, sodass Himmel und Erde verbunden wirkten. Im Vordergrund findet sich eine kleine Anhöhe mit Bäumen und Sträuchern, die einen Ausblick in eine weite grünliche Berglandschaft öffnet.
Susann Scholl