Ervin von Körmendy (Budapest 1885 – 1939 Budapest)

Stillleben, 1926

 

Öl auf Leinwand, 80,5 x 75,5 cm

Provenienz / Zugang: Ankauf vom Künstler, 1927

 

Der 1885 in Budapest in eine jüdische Familie geborene Ervin von Körmendy besuchte die Kunstgewerbeschulen in Budapest, Wien und München bevor er nach Paris übersiedelte. Dort studierte er ab 1903 an der privaten Académie Julian bei Jean-Paul Laurens (1838 – 1921). Er hielt sich fast ein Jahrzehnt in Paris auf und wechselte dort häufig seinen Wohnsitz und seine Atelieradressen. Er ist der einzige Künstler mit Bezug zu Nürnberg, der in Ausstellungen in Paris nachweisbar ist. Nach seinem Paris-Aufenthalt kehrte Körmendy in seine Geburtsstadt Budapest zurück bevor er sich zwischen 1923 und 1932 in Nürnberg niederließ. Dort etablierte er sich mit seinen Reiseaquarellen, Interieur- und Landschaftsdarstellungen nicht nur in Ausstellungen, sondern übernahm auch den Vorsitz der „Nürnberger Sezession“. Im Dürer-Jubiläumsjahr 1928 vermittelte von Körmendy gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Hermann Luppe (1874 – 1945) einen kulturellen Austausch zwischen Nürnberg und Budapest, da Dürers Vater aus Ungarn stammte. Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten wurden einige seiner Werke als verfemt diffamiert. Allein vier Werke wurden aus der Kunstsammlung der Stadt Nürnberg beschlagnahmt und zerstört, während andere Werke erhalten blieben.

Körmendy vertritt einen moderaten akademischen Impressionismus, dessen Motivwelt er ebenfalls aufnahm. Das „Stillleben“ wurde 1927 aus einer Kunstausstellung in der Norishalle von der Stadt Nürnberg angekauft. Im Vordergrund ist ein Tisch mit einer orangefarbenen Tischdecke zu sehen, auf der eine blau-goldene Tasse sowie eine Milch- und eine Teekanne stehen. Letztere ist teils von einem weißen Tuch bedeckt. Neben dem asiatisch anmutenden Geschirr finden sich arrangiertes Obst und eine Topfpflanze. Bei der Pflanze handelt sich um eine Glückskastanie, deren Blätteranzahl Reichtum und Glück vorhersagen soll. Hinter der Pflanze öffnet ein japonistisches „Bild im Bild“ den schmalen Raum in eine weite begrünte Hügellandschaft, die von einem Torii dominiert wird. Das japanische Torii symbolisiert in der asiatischen Kultur den Zugang zu einem heiligen Bereich oder einem Schrein.

 

Alexander Steinmüller/Dr. Andrea Dippel