Rosa Brill-Ulsamer (Nürnberg 1884 – 1964 Erling bei Andechs)

Teetisch mit Rosen, 1913

 

Öl auf Leinwand, 89,5 x 64,5 cm

Provenienz/Zugang: Ankauf von der Künstlerin, 1913

 

Rosa Brill-Ulsamer (1884 – 1964) absolvierte eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin an der Kunstgewerbeschule in München. Danach nahm sie Kunstunterricht bei Walter Firle (1859 – 1929), Walter Thor (1870 – 1929) und Leo Putz (1869 – 1940) bevor sie von ca. 1908 bis 1909 an der Académie Vitti und an der Académie Matisse in Paris studierte. Nach ihrem Paris-Aufenthalt kehrte sie in ihre Geburtsstadt Nürnberg zurück und leitete Kurse am Offenen Zeichensaal. Sie stellte in ihrer Heimatstadt regelmäßig aus und wurde als eine von wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit in Ausstellungsbesprechungen erwähnt. Im Begleitband der Ausstellung „Kunst der Gegenwart“ wurde 1928 ihre Malweise zeittypisch als „freier Stil männlicher Prägnanz“ gewertet. Brill-Ulsamer widmete sich vor allem dem Landschaftsbild in Malerei, Zeichnung und Aquarell. Werke haben sich von ihren Künstlerreisen in die Bretagne 1913, nach Schweden 1925 und nach Südfrankreich 1929 erhalten.

Eine besondere Geschichte verbirgt sich hinter dem Werk „Teetisch mit Rosen“ von 1913. Das Stillleben zeigt einen kleinen Tisch, auf dem sich ein Strauß Rosen sowie ein Tablett mit Teekanne, Zitrone und einer Zuckerdose sowie eine Obstschale mit Bananen befinden. Die damals exotischen Früchte sprechen für einen wohlhabenden Haushalt. Im Hintergrund gibt eine geöffnete Tür den Blick auf ein Wohnzimmerinterieur frei und suggeriert Tiefenräumlichkeit. Das Werk hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: 1913 wurde das Ölgemälde aus der Ausstellung der Nürnberger Kunstgenossenschaft von Oberbürgermeister Dr. Georg von Schuh (1846 – 1918) für die Kunstsammlung der Stadt Nürnberg erworben. Von 1921 bis 1931 hing es im Rathaus bevor es nach einer Ausstellung in der „Fränkischen Galerie“ ein Büro in der Handelshochschule (heute WiSo) zierte. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs ging das Werk verloren und wurde schließlich 2022 in einem desolaten Zustand der Kunstvilla zum Kauf angeboten. Nach der Restaurierung konnte das Gemälde wieder in die Sammlung integriert werden.

Alexander Steinmüller/Dr. Andrea Dippel