Adolf Kertz (Nürnberg 1880 – 1918 Soissons / Frankreich)
Bildnis eines Mädchens (Emma Reich), um 1896
Öl und Kohle auf Leinwand, 26 x 21 cm
Provenienz / Zugang: Stiftung Kertz
Der 1880 in Nürnberg geborene Adolf Kertz schloss erst eine Lehre als Dekorationsmaler ab, bevor er ab 1894 die private Malschule von Adolf Hölzel (1853 – 1934) in Dachau besuchte. 1900 begann er ein Studium an der Großherzoglich Badischen Kunstschule in Karlsruhe, gefolgt von einem Aufenthalt in Rom. 1907 verlegte er seinen Wohnsitz nach München, 1913 nach Dachau. Dies spiegelt sich in seinem schmalen Oeuvre in den sich abwechselnden Motivfeldern modernen Großstadtlebens und ländlicher Bauernszenen wider. Geprägt von der Dachauer Malerschule schuf Adolf Kertz seine Werke sowohl direkt vor der Natur als auch nach Fotografien im Atelier. 1907 gründete er mit dem aus Fürth stammenden Maler Julius Graumann eine private Malschule in München. 1915 verpflichtete er sich zum Wehrdienst und fiel 1918 in Soissons/Frankreich.
Das „Bildnis eines Mädchens“, nach der familiären Überlieferung handelt es sich um Emma Reich, die die 1893 geborene Halbschwester des Künstlers, ist unvollendet. Während der Kopf mit deutlichem Pinselduktus ausgearbeitet wurde, ist der Schulterbereich des Mädchens nur skizzenhaft angelegt. Die Malweise zeugt von der Prägung durch Adolf Hölzel und dessen Anleitung zur Farbzerlegung sowie von der Auseinandersetzung mit der Farbgebung des französischen Postimpressionisten Paul Signac. Die Ausarbeitung des Gemäldes und das Alter der Dargestellten lässt vermuten, dass das Werk um 1896 entstand.
Alexander Steinmüller