Paul Benedict
Kakteen, 1924
Öl auf Leinwand, 55 x 70 cm
Provenienz / Zugang: Ankauf vom Künstler, 1926
Paul Benedict (1889 – 1952) besuchte von 1905 bis 1909 die Kunstgewerbeschule in Nürnberg, bevor er bis 1915 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste, zuletzt als Meisterschüler bei Professor Hugo von Habermann, studierte. Während seiner Studienzeit konnte er bereits im Münchener Glasplast ausstellen und bei der Zeitschrift „Jugendlust“ mitarbeiten. Nach einem mehrjährigen Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg kehrte Benedict nach Nürnberg zurück, wo er zunächst dem Stil der Münchner Schule folgte. 1922 schloss er sich der „Nürnberger Sezession“ an. 1928 gewann er die anlässlich des Dürer-Jahrs gestiftete Große Goldmedaille für Kunst des ungarischen Staates und eines seiner Werke wurde für die Nationalgalerie in Budapest angekauft. In dieser Zeit beschäftigte sich Benedict mit dem Stil der Neuen Sachlichkeit. Während des Nationalsozialismus war dieser in der Weimarer Zeit entstandene Malstil geduldet, sodass Benedict weiterhin an Ausstellungen in Nürnberg teilnehmen konnte. Nutzte Benedict nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst noch erdige Farbtöne, ließ sich ab 1948 von der Malerei der französischen Künstlergruppe der „Fauves“ (dt. Wilde) inspirieren. Seine Palette hellte sich spürbar auf und der Pinselduktus blieb sichtbar.
Das Ölgemälde „Kakteen“ aus dem Jahr 1924 steht noch in der Tradition neusachlicher Stillleben, zum Beispiel von Alexander Kanoldt (1881 – 1939). Wie Kanoldt setzte Benedict eine Amaryllis neben einigen Kakteen in Szene. Benedicts Kakteen können anhand der kugeligen dornigen Stämme und der langen Blütenstängel mit weißlichen Blüten als Echinopsis Oxygona identifiziert werden. Diese Sorte wird wegen ihrer Anspruchslosigkeit und leichten Pflege auch als Bauernkaktus bezeichnet. Die Pflanzen im Tontopf stehen neben einer grünen Gießkanne auf einem Holztisch in einer Raumecke. Farbigkeit und Stil verstärken die Nüchternheit des Motivs.
Alexander Steinmüller