Max Kertz
Wettersteingebirge im Winter, um 1940
Öl auf Karton, 62,6 x 52,5 cm
Provenienz / Zugang: Stiftung Kertz, 2022
Ein Vergleich der Werke von Adolf und Max Kertz legt nahe, dass sich die Künstlerkarrieren der Brüder relativ unabhängig voneinander entwickelten. Gleichwohl beide mit der Ausbildung zum Dekorationsmaler und dem darauffolgenden Studium der Kunst einen ähnlichen Werdegang durchliefen, setzte die vollständige Hinwendung zur freien Kunst bei Max Kertz (1882 – 1949) wesentlich später ein. Mit seinem 1906 eröffneten Fachbetrieb und der Lehrtätigkeit an der Landesgewerbeanstalt Nürnberg etablierte er sich im Bereich der Kunst- und Dekorationsmalerei. Aufgrund ungeklärter Abstammung zwang ihn die Arisierungspolitik der Nationalsozialisten im Jahr 1933, seine geschäftliche Tätigkeit schrittweise aufzugeben. Die Entscheidung, sich 1937 gänzlich in die ländliche Idylle nach Garmisch-Partenkirchen zurückzuziehen, bedeutete für Max Kertz den Beginn einer intensiven künstlerischen Phase. Es entstanden zahlreiche Gemälde, die das Wettersteingebirge im Wechsel der Jahreszeiten zeigen. Für diese Bilder fand er großen Absatz. Der Hamburger Kunsthändler Martin Jacob orderte regelrecht Werke für seine norddeutsche Kundschaft und schickte im Gegenzug Malmaterialien nach Bayern. Stellte der Umzug nach Garmisch-Partenkirchen eine Flucht vor den nationalsozialistischen Restriktionen dar, so entsprachen die Landschaften durchaus dem damaligen Zeitgeist.
Susann Scholl