Gerhard Wendland
M.H.HAUS (oder: In Rütte), 1959
Mischtechnik auf Papier auf Hartfaser, 32,5 x 24,5 cm
Provenienz / Zugang: Schenkung Barbara und Gerhard Mammel, 2008
Gerhard Wendland (1910 – 1986) gehörte in den 1950er-Jahren zu den Künstlern, für die der Weg in die Abstraktion den Anschluss an die internationale Avantgarde bedeutete. Mit seinen Zeitgenossen Werner Gilles (1894 – 1961), Werner Heldt (1904 – 1954) und Eduard Bargheer (1901 – 1979) vertrat Wendland zunächst Anfang der 1950er-Jahre eine an Paul Klee (1879 – 1940) angelehnte lyrische bis surreale Figuration, bevor er mit den ab 1957 entstandenen sogenannten „Teppichbildern“, zu denen auch das Werk „M.H.HAUS“ von 1959 zählt, zu einer ihm eigenen Ausdrucksweise fand.
Mit diesen farblich stark variierten Werken wurde er 1959 von dem legendären Gründungsdirektor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Werner Schmalenbach, zur zweiten Documenta nach Kassel eingeladen, die bis heute als unübertroffene Überblicksausstellung zur Kunst der 1950er Jahre gilt und zugleich den wachsenden amerikanischen Einfluss auf die abstrakte Kunst in Europa bestätigte. Nur ein Jahr später wurde Wendland an die Nürnberger Akademie der Bildenden Künste berufen, wo er bis 1978 als Lehrer wirkte. Seiner Wahlheimat Nürnberg vermittelte Wendland nicht nur als Professor, sondern auch als Mitbegründer der Gruppe N oder als Mitglied der Albrecht-Dürer-Gesellschaft zahlreiche Impulse in Richtung Gegenwartskunst. Wendlands eigenes Schaffen blieb bis zuletzt von häufigen Stilwechseln geprägt. Wendland experimentierte mit informellen wie mit Op Art-Elementen, mit der lyrischen ebenso wie mit der expressiven Abstraktion. Die Bereitschaft, sich immer wieder neuen Stilen und Richtungen zu öffnen, darf als ein Hauptcharakteristikum seines Werks gelten.
Dr. Andrea Dippel