Druck und Spaß, Innen und Außen: Streifzug durch Ausstellungen
Einheit in der Vielfalt beweisen drei Mitglieder der »Künstlervereinigung Erlenstegen«, die bis zum 18. Juni im Nürnberger KUNSTHAUS ausstellen. Obwohl ihre Arbeiten auf den ersten Blick nicht viel verbindet, beschäftigen sich Kurt Keller, Andreas Kilian und Peter Kocher seit geraumer Zeit mit durchaus vergleichbaren Themen.
Metamorphosen faszinieren den Bildhauer Kurt Keller. Seine massigen Steinblöcke zeigen flache Relief-Bilder vom ständigen Wandel des Lebens: Ur-Fische, die sich anschicken, das trockene Land zu erobern, Beispiele für das Tierische und Pflanzenartige in der Natur des Menschen.
Dem »Bildungstrieb« aller natürlichen Stoffe noch näher ist die Arbeitsweise von Andreas Kilian, dessen abstrakte und figürliche Holzplastiken die Spannung zwischen Schale und Kern, Innen und Außen betonen. Die im Material steckenden Kräfte wurden in den künstlerischen Entstehungs-Prozess einbezogen. Ausgehöhlte Baumstämme, die sich beim Trocknen verziehen und dabei ihre eigenen Körper spalten, haben Kilian zu einigen seiner gelungensten Objekte inspiriert.
Stark verfremdete Fotografien nackter weiblicher Körper zeigt Peter Kocher. Wie seine Bildhauer-Kollegen demonstriert auch er, dass das Verwandlungsbedürfnis des Künstlers keiner Stützung durch wissenschaftliche Erklärungen bedarf. Das Akt-Foto ist bei Kocher die Projektions-Fläche für eine private Symbolik, in der das Geschlechtliche offenbar für Freiheit und Abenteuer steht, aber auch für Verunsicherung und Ängste.
Expressive Collagen und Assemblagen aus Holz- und Blechabfällen, Kunststoff- und Papierfetzen, aus Schrott und Scherben, zu neuer Einheit verschmolzen durch ebenso farbenreiche wie dick aufgetragene Bemalung, das sind die Merkmale der Kunst von Jutta Jentges. Eine Auswahl ihrer Arbeiten ist bis zum 28. Juni in der Hersbrucker Scholz-Galerie zu sehen.
Zu ihren »armen« Materialien hat die Künstlerin nicht nur aus Gründen der Sparsamkeit gegriffen. Wenn sie sich gering geachteter, weggeworfener Dinge annimmt, dann nicht zuletzt, weil sie sich vom Glatten, Perfekten distanzieren will. Aus den Abfällen der Industriegesellschaft wurden Symbole der Beschädigung, aber auch der Eigenwilligkeit.
Von: BERND ZACHOW, Quelle: Nürnberger Nachrichten