Annette Zey und Elke Haarer im KUNSTHAUS
Obst hineintun? Zum Beispiel drei Äpfel und zwei Bananen, dekorativ verteilt, damit man die Schalen auch als Schalen nutzen kann? Nein, das muss nicht sein. Diese Schalen – die Künstlerin sagt es frei heraus – sind "nur bedingt zur Benutzung geeignet". Sie stehen schließlich für sich selbst. Oder, wie Annette Zey es ausdrückt: "Es ist schon etwas drin."
Hunderte von kleinen Einzelteilen aus Kupfer – mal T-förmig, mal in kleinen Kuben auf flacher Basis – setzt die 1964 in Limburg an der Lahn geborene, in Nürnberg lebende Gold- und Silberschmiedin mit dem Lötkolben zu Objekten zusammen: Objekte an der Grenze zwischen Design und Kunst, die als einzige Funktion Schönheit haben. Sieben davon sind jetzt in der kleinen "Debütantenausstellung" des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) im Nürnberger KUNSTHAUS zu sehen.
Das sind dann weniger Schalen als "Ideen einer Schale", so Annette Zey. In ihrer Form aufgelöst und vielfältig strukturiert, in mehrere Ebenen verlagert und mit individuellem, stets nur vagem Rand – man könnte sich als Betrachter auch an Bilder von Viren erinnert fühlen: halbierte Hüllen von hochkomplexer Bauart. Acht bis zehn Kilo wiegen diese Schalen – und wirken doch ungemein leicht.
Vom solide Handwerklichen ausgehend spielt Zey, die an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste studiert hat, mit Gegensätzen. Das patinierte Kupfer glänzt kalt, matt und schwarz – manche der durchbrochenen Innenseiten aber hat die Künstlerin mit Blattgold belegt: Es setzt einen warmen Akzent und sehafft die Illusion einer durchgehenden Fläche.
Zusammen mit Annette Zey – die neben ihren Schalen auch ein eher traditionelles, ganz Bauhaus-schlichtes Kaffee-Serviee aus Silber präsentiert – ist in der Ausstellung Elke Haarer vertreten. Denn auch sie hat dieses Jahr einen Katalogpreis des BBK bekommen. Aber dass man in ihrer Tapete prompt die aufgebrochene Struktur von Zeys Metallschüsseln wiederentdecken kann, ist wohl nur Zufall.
Elke Haarer, Jahrgang 1969 und ebenfalls Absolventin der Nürnberger Akademie (Klasse Dienst), hat ganz andere Ziele und ganz andere Mittel. Für das Kunsthaus hat sie einen Raum eingerichtet, in dem ihre Arbeit mit kommerziellen Zeichen und "Corporate Identities" allerdings nur peripher aufscheint: An der Wand klebt ein bunt dekonstruiertes Fußballmotiv, alte Zeitgeistmagazine laden neben einem Designersessel zur Lektüre – wie in einem Wartezimmer, Man fühlt sich, ganz trendgemäß, mal wieder in die einst so scheußlichen, jetzt so schicken 70er Jahre versetzt.
"Kunst ist etwas sehr Vergängliches", räsoniert die Künstlerin. Es gibt Schalen, ahnen wir, die halten ewig.
Text: Wolf Ebersberger, Quelle: Nürnberger Zeitung