Seerosen und Silber

Schau der Debütantenpreisträgerinnen im Nürnberger KUNSTHAUS

Zusammen könnten sie es sich fast gemütlich machen. Elke Haarer würde Tapeten und Stühle liefern, Annette Zey mit kunstvollen Schalen und silbernem Teegeschirr für die Tischdekoration sorgen. Und nahe liegend wäre es dann, über Fußball, Sportmarken oder Monets Seerosen zu plaudern.

Tatsächlich kommt beides nicht zusammen. Die diesjährigen Debütantenpreisträgerinnen des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK), die jeweils einen Katalogzuschuss von 6700 Euro erhielten, präsentieren ihre Werke im Nürnberger Kunsthaus in getrennten Räumen und gehen auch sonst verschiedene Wege. Elke Haarer, die bei Rolf-Gunter Dienst studierte, fühlt sich der amerikanischen Farbfeld-Malerei verbunden und ist von ihr zum Muster gekommen. Die breitet sie als Offset-Drucke auf Wänden und Glastüren aus - vorzugsweise in "ästhetischen Grenzbereichen", wo Innen und Außen aufeinander treffen.

Dass Kunsthaus-Stellwände für solche Arbeiten einen eher spannungsarmen Rahmen abgeben, bezeichnet Haarer selbst als Problem. Ihre für die Ausstellung geschaffene Fußball-Tapete zielt durch die an der Wirklichkeit vorbei treffende Farbgebung zugleich auf die Künstlichkeit des Raums. Die blau-weiße Tapisserie im zweiten Kabinett repetiert das Dreiblatt-Logo von adidas. Dahinter steckt als formale Idee zugleich Monets Seerosenteich von Giverny. Das Banale wird mit dem Kunstzitat verschränkt. Und weil eine Tapete eine Tapete ist, darf man auch wie zu Hause auf Stuhloder Sessel Platz nehmen.

Auf solche Doppelbödigkeiten muss man bei Annette Zey nicht gefasst sein. Die Schmuck- und Silberschmiedin, ehemalige Meisterschülerin von Ulla Mayer, konzentriert sich ganz auf die ästhetische Spannung der schönen Form. Ihre Modulschalen aus patiniertem Kupfer sind jeweils aus exakt gleichen geometrischen Elementen gebaut. Wie Eckigkeit und Schwere hier in organische, fast luftig leichte Konstruktionen verwandelt werden, veredelt zum Teil durch Blattgoldauflagen, ist durchaus virtuos zu nennen.

Kannen und Zuckerdose aus glänzendem Silber mit Ebenholz-Griffen bestechen durch das edle Material wie durch die Raffinesse der gegenseitigen Formzitate. "Die Kanne tropft garantiert nicht", versichert Zey, bei der nicht nur das Design perfekt ist, sondern auch die Funktion.

Text: REGINA URBAN, Quelle: Nürnberger Nachrichten

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