Gastspiel: Song Chengde aus Shenzhen stellt in Nürnberg aus
"Nürnberg ist eine Traumstadt", schwärmt Song Chengde. Er nähert sich ihr malend und zeichnend, ist auf Motivsuche im Knoblauchsland rund um seine Übergangsbleibe in Schloss Almoshof und vor allem in der Alt- stadt. Seit zwei Monaten ist der Chine- se aus der Partnerstadt Shenzhen im Rahmen des Künstleraustauschs zu Gast in Nürnberg. In einer Ausstellung im Kulturladen Schloss Almoshof zeigt er "importierte" frühere Arbeiten - Landschaften, Blüten und Tiere in traditio- neller chinesischer Malweise -, aber auch solche, die vor Ort entstanden sind. Zum Beispiel bei einem frühmorgendlichen Spaziergang zur nebelverhangenen Kaiserburg.
Die wirkt im Vergleich zu den zarten Blütenzweigen, den grün schimmernden Teichen mit Seerosen und den idyllischen Flussläufen mit Kranichen erdenschwer und dunkel. Während der Künstler seine heimatlichen Impressionen mit altchinesischen Gedichten und Sprichwörtern versieht, behandelt er die Nürnberger Motive sprachlich sachlicher. Motivbeschreibung statt Lyrik: "Erinnerung an den Nürnberger Trempelmarkt" heißen die kalligrafischen Zeichen übersetzt. Und auch das Glitzer-Papier, das er ansonsten gerne als Malgrund verwendet, schien ihm fürs Fränkische offenbar unangebracht. Am schönsten sind die Bilder wie etwa "Indischer Lotus und Vogel", bei denen sich die zarten Farbverläufe stellenweise bis zur Abstraktion auflösen.
Es ist der erste Aufenthalt des 51-Jährigen in Deutschland, das er "schöner findet als erwartet". Zuhause arbeitet er seit seinem Kunststudium freiberuflich, lehrt als Professor und hatte Ausstellungen in China, aber auch in Singapur und Kanada. Als "Austausch-Partner" ist der Nürnberger Künstler Thomas May in dieser Woche für drei Monate nach Shenzhen gereist.
Text: Birgit Ruf, Quelle: Nürnberger Nachrichten