Eine Jubiläumsschau im KUNSTHAUS würdigt die Gewinner der bisherigen zehn NN-Kunstpreise: 34 einstige Sieger stellen ihre jüngsten Arbeiten vor
Es ist wie beim Klassentreffen: Die Lauten und die Leisen, die Streber und die Spätzünder, die Lieblinge und die ewigen Einzelgänger kommen unverhofft wieder zusammen. Und jeder stellt dann dar, wie weit er es inzwischen gebracht hat in seiner Kunst. Zehn Mal wurde der "Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten" seit 1993 ausgelobt, seit 1998 ergänzt um den Sonderpreis des Verlegers Bruno Schnell. Prämierungen im Gesamtwert von 235.000 Euro wurden seither vergeben. Dennoch wächst die Jubliläumsausstellung, die im KUNSTHAUS zu sehen ist, über den schlichten Begriff "Bilanz" erfreulich hinaus. 34 Preisträger wurden eingeladen, neue Arbeiten den bereits gewürdigten gegenüberzustellen.
Unter der Begie des langjährigen Jury-Vorsitzenden Curt Heigl ist im Kunsthaus eine Überblicks-Schau entstanden, die als Querschnitt durch die regionale Kunstszene gewertet werden kann - zumindest was Malerei, Zeichnung und Skulptur betrifft. Es ist kein Geheimnis, dass dem NN-Kunstpreis ein eher klassisches Kunstverständnis zu Grunde liegt - auf hohem Niveau. Dass die fränkischen Entwicklungen, etwa in der Fotografie, Video- oder Konzeptkunst außen vor bleiben, mag die hochdotierte Preis-Prozedur, die nicht zuletzt wertvolle private Kunstförderung ist, diskussionswürdig machen. Unstrittig erscheint dagegen das gute Recht eines jeden Mäzens, nach selbstgewählten Regeln in Kunstschaffende zu "investieren". Und wenn das, wie Bruno Schnell im Ausstellungskatalog ankündigt, trotz Krise im Verlagsgeschäft weiter geschehen soll, ist das sehr bemerkenswert.
Preisträger aus einem Jahrzehnt: Eher eine Beständigkeit bei der Preisvergabe denn eine Entwicklung macht die Jubiläumsschau deutlich. Malerei überwiegt bei den 53 ausgestellten Arbeiten, mindestens so erfrischend wirken jedoch etliche skulpturale Beiträge. Das beginnt bei "Adam und Eva", den beiden je drei Meter hohen ausgesägten und zum Teil bemalten Holzfiguren von Clemens Heinl. "Adam und Eva" sind der Blickfang vor dem Glaskubus des Kunsthauses, mit dem der Schwabacher Bildhauer nieht nur zwischenmenschliche Befindlichkeiten plastisch zum Ausdruck bringt - Adam liegt Eva zu Füßen ...- , sondern durch deren Verortung er die Passanten öffentlich über Kunst stolpern lässt. Christian Rösners neue Miniaturengruppe, die das Thema "menschliche Tiere" beziehungsweise "tierische Menschen" verkörpert, steht Heinls Holzverarbeitung in Sachen Handwerk und Hintersinn in nichts nach.
Im Museumsgang, in dessen Mitte Anna Biens zentrierende Skulptur "Metamorphose" steht, glänzen zwischen zwei Türen Botonds Kopfdarstellungen "Schlaf" schaurig und schön. Katja von Lübtow lässt ihrer vergleichsweise filigranen Stahlfigur "Oshun II", die im vergangenen Jahr ausgezeichnet wurde, diesmal ein bodenständiges "Kräftespiel" folgen. Die hochkarätige Preis-Klasse der Maler unterstreichen in der Jubi läumsschau Exponate fränkischer "alter Meister". Herbert Bessel gehört dazu, Toni Burghart, Brigitta Heyduck, Gregor Hiltner, Udo Kaller, Werner Knaupp, Oskar Koller oder der im vergangenen Januar verstorbene Georg Karl Pfahler. Bedauerlicherweise hängen nicht alle Arbeiten so vorteilhaft wie etwa Rainer Funks leuchtkräftiges Werk "Sahara 5"; Toni Burgharts "Altmühltal" geht aufgrund der räumlichen Enge fast unter.
Dennoch überwiegt das Erfreuliche. So fordert die Ausstellung nach längerer Zeit wieder ein künstlerisches Lebenszeichen von Andreas Tschinkl in Nürnberg ein. Der "Schamane aus dem Fichtelgebirge" antwortete mit Acryl auf Leinwand: "Asking Fish As Helperspirits" heißt sein sinnträchtiger Beitrag in Regenbogenfarben. Und nicht zuletzt Chris Bruders betörende Malerei von der nackten Ungewissheit menschlicher Existenz, in der Ausstellung ist das Triptychon "Rabentag" gehängt , kann man nicht oft genug sehen.
Die Jubiläumsschau ist ein Klassentreffen besoders Begabter, die ein Kunstpreis vereint.
Von: Christian Mückl; Quelle: Nürnberger Zeitung