»Der Kreis« in Bestform

Zwei Nürnberger Ausstellungen

»Der Kreis«, der früher manchmal etwas eierte, läuft rund und kommt auf Touren. Mit einem Doppelschlag belegt die Nürnberger Künstlergruppe ungebremste Frische und Vitalität. Zu besichtigen ist der Kunst-Coup an zwei Ausstellungsorten: ab Sonntag (Eröffnung 11 Uhr) im KUNSTHAUS sowie ab Mittwoch (18 Uhr) in der neuen und ersten eigenen Galerie der fast 53 Jahre alten Künstlervereinigung, die nun (wie berichtet) ein festes Domizil direkt neben dem Germanischen Nationalmuseum (GNM) bezieht.

»Die Zusammenarbeit mit dem GNM ist prima«, schwärmt Christoph Gerling, der mit seinen Kreis-Kollegen derzeit noch in der früheren Dürr-Galerie an der Straße der Menschenrechte die erste Ausstellung vorbereitet. Für günstige Mietkonditionen hat das Museum gesorgt; die zweieinhalb Etagen des zum GNM-Komplex gehörenden Hauses brachte die Künstlergruppe selbst in Schuss. 15 000 Mark stecken - von den neuen Böden bis zur Beleuchtungsanlage - in der luftig-lichten Galerie, die zukünftig mit einem Jahresetat von knapp 35 000 Mark betrieben werden soll.

»Hier passiert immer etwas«, verspricht Gerling; die Kreis-Galerie wird bis zu sieben Ausstellungen im Jahr präsentieren. Platz im Programm haben nicht nur die derzeit gut zwei Dutzend Kreis-Künstler, sondern auch junge Gäste. Zur Startschau allerdings sind 20 Kreislerianer mit je zwei Arbeiten vertreten. Damit dies alles in die nur 110 Quadratmeter große Galerie passt, beschränkte man sich aufs kleine Einheitsformat. Das kontrastreiche Spektrum dieser Arbeiten auf Papier reicht von Walter Försters Architekturen über Brigitta Heyducks Landschaften bis hin zu den expressiven Köpfen Franz Vornbergers.

28 Künstler, darunter sieben Gäste inklusive zukünftiger Kreis-Mitglieder, zeigen ihre gut gemischte und bestens inszenierte Werk-Kollektion im KUNSTHAUS. Die reicht von Hubertus Heß »Geheimnis«-Installation im Keller bis hinauf in den zweiten Stock, wo Achim Weinbergs Plexiglas-»Schleife« den Endpunkt des spannenden Parcours' markiert. Auf dem begegnen sich u. a. ein junger und ein alter Bildhauer-Meister: der sensible Holzschnitzer Franz Weidinger (neu im Kreis) und Wilhelm Uhlig, der mit einem Kesten-Kopf und einem weiblichen Torso aus Bronze zeitlose Schönheit und Souveränität demonstriert.

»Der Kreis« in Bestform - Gegensätze und Gemeinsamkeiten ergeben, in der neuen Galerie ebenso wie im KUNSTHAUS, das Gesamtbild einer höchst lebendigen Künstlergruppe. Dass die schon über ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, mag man da fast nicht glauben.

Von: MICHAEL BECKER, Quelle: Nürnberger Nachrichten

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