Themenschau mit Schwächen: Das Nürnberger KUNSTHAUS präsentiert die Ausstellung »Ver.dienst«
Ausstellungsleiter ist ein harter Job. Da zermartet man sich immer wieder aufs neue das Hirn nach pfiffigen Themen, um Künstler in einer Gruppenschau sinnvoll zusammenzuführen, versucht die Fantasie der Kreativen im Ausschreibungstext nach Kräften anzukurbeln - und bekommt fast ausschließlich Arbeiten geliefert, die mit dem gesetzten Thema nichts zu tun haben. So geschehen bei der aktuellen Ausstellung im Nürnberger KUNSThaus. »Ver.dienst« heißt das Thema, zu dessen Bearbeitung 350 bayerische Mitglieder der Fachgruppe Bildende Kunst in der Gewerkschaft ver.di aufgefordert waren.
Ein Dutzend stellt nun aus, wenige davon nehmen direkt Bezug aufs Thema. Zum Beispiel Rubin Hirschbeck in seinem Gemälde »Die Offenbarung« Da stülpt ein mittelloser Maler mit ratlosem Gesichtsausdruck seine leere Hosentaschen nach außen. Krampfhaft versuchen andere den thematischen Bezug ihrer Arbeiten zum Ausstellungstitel in beiliegenden Texten herbeizuschreiben. Renate Kroh lässt zu ihren abstrakten »Lebenslinien« wissen: »Durch Erlebnisse, die in uns ebenfalls Falten, Risse und eingeprägte Spuren hinterlassen haben, müssen wir wachsen - und so werden wir auch dadurch Verdienste erwerben können.«
Doch man tut den Künstlern sicherlich unrecht, die Arbeiten nur nach ihrem Themenbezug zu beurteilen. Hat man die erste Irritation abgelegt, lassen sich durchaus interessante - in der Region allerdings auch wohlbekannte - künstlerische Positionen finden. Wolf Sakowski etwa hat neue »Allgemeine Anleitungen« entworfen, Silke Mathé beeindruckt einmal mehr mit ihren farbkräftigen Interieurs, Berit Klasing offeriert erneut ihren »Schlüssel zum Glück« aus Schokolade, und Michael Schneider lebt seine Sammelleidenschaft - ähnlich wie schon in der Ausstellung »Knaupp und Co« - direkt vor Ort aus. Aus Zeitungen, Illustrierten und Werbebeilagen schneidet der Künstler Bilder wie Texte aus und klebt sie nach Motivserien auf DIN-A4-Blätter. In den nächsten Wochen will er sich dabei auf Wirtschaftszeitungen konzentrieren.
Von: BIRGIT RUF, Quelle: Nürnberger Nachrichten