Buntes Buffet

"Urlaubsgrüße«: BBK-Jahresschau im Nürnberger KUNSTHAUS

Ingalill ist norwegisch und heißt übersetzt "die kleine Lilli". Sie ist ein eigenwilliges, eselähnliches Wesen und der Fantasie von Armin Scholler entsprungen. Während eines Aufenthaltes in Norwegen sägte der junge Nürnberger die riesige Tierfigur aus einem dicken Föhrenstamm. Trotzig sitzt sie nun mit überkreuzten Beinen, verschränkten Armen und gespitzten Ohren im Nürnberger Künstlerhaus und postuliert im Werktitel: &raquoHeute nicht!« Auszeit vom Alltag, darum geht es auch in vielen anderen Arbeiten bei der Jahresausstellung des Berufsverbandes Bildender Künstler.

&raquoUrlaubsgrüße vom Postkarten- bis zum Rucksackformat« bilden den zahlenmäßigen Schwerpunkt dieser dreigeteilten Präsentation. In zwei Sälen schicken 39 Verbandsmitglieder und deren Gäste Impressionen aus der Ferne, aus Fantasiewelten und manchmal auch vom heimischen Herd an die Besucher. Biggi Liebich hat die &raquoTiere aus Sommerhausen« ins Bild gerückt, Hanne Völkel grüßt aus Tunesien, und Jonas Nielsen nimmt einen &raquoHoliday-swim« in der fischreichen Badewanne.

Wie duftende exotische Seeblüten liegen die &raquoMedaillen« von Heike Hahn auf einem imaginären Plexiglassee und laden ein zum Abtauchen in Reiseerinnerungen. Aus bunter Seife hat sie alte Wandervereinsembleme – die Motive reichen von der Pferdekoppel bis zum Bergwerk - abgeformt.

Zwei Ausstellungsräume sind Einzelpositionen vorbehalten. Eine echte Entdeckung dabei ist Skandinavien-Fan Scholler. Der junge Künstler, 1971 in Nürnberg geboren, hat in Kassel und Göteborg studiert und arbeitet seit 1999 vornehmlich im hohen Norden als freier Künstler und Kunstpädagoge. In Fürth hat er ein Atelier, ist aber mit Ausstellungen in seiner Heimat bisher kaum in Erscheinung getreten. Bemerkenswert ist sein künstlerisches Spektrum: Neben der Tierskulptur zeigt Scholler großformatige Öllandschaften, dazu gezeichnete Bildgeschichten mit Ingalill und anderen Fabelwesen.

&raquoDas ist fast eine Retrospektive«, meint Klaus Schneider, dem die zweite Einzelschau gewidmet ist, zu seinen 66 (Druck-)Grafiken aus 43 Jahren. Auf dieses zeitliche Spektrum kommt der 50-Jährige, weil er auch eine Kinderzeichnung von sich dazugenommen hat. Die Radierungen des gebürtigen Ingolstädters, der an der hiesigen Kunstakademie studiert hat, changieren zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Es sind im wahrsten Sinne vielschichtige Arbeiten: Akkurat gräbt er seine Motive - Gestalten und Köpfe - zunächst in die Radierplatte und zerstört die Akkuratesse anschließend, indem er mit der Kaltnadel &raquospontan und mit Dynamik drüberfetzt&laquo.

Die Ausstellung setzt dem Besucher ein buntes Kunst-Buffet vor: Die Hauptgänge steuern Schneider und Scholler bei. Antipasti und Dessert kann man sich aus einem allerdingsdurchwachsenen Angebot aus Postkarten-Häppchen zusammenstellen. Sie haben die &raquoKüche« unjuriert verlassen, jedes der 300 mittelfränkischen BBK-Mitglieder konnte Urlaubsgrüße schicken.

Von: BIRGIT RUF, Quelle: Nürnberger Nachrichten

zurück
Teilen mit