24.06. bis 12.09.1999
Mit der Ausstellung Gustav Metzger. Ein Schnitt entlang der Zeit präsentierte die Kunsthalle Nürnberg den in London lebenden Künstler Gustav Metzger erstmalig in Deutschland mit einer retrospektiv angelegten Einzelausstellung.
Gustav Metzger (geb. 1926 in Nürnberg) ist ein Vertreter der Aktionskunst der späten fünfziger und sechziger Jahre. Eng verbunden mit seinem Werk sind die Begriffe auto-kreative und auto-destruktive Kunst, mit denen prozesshafte und maschinengesteuerte Strukturen in der Kunst bezeichnet werden. Als Künstler, der sich in einem von Katastrophen geprägten Jahrhundert zurechtfinden muß, begründet Gustav Metzger mit seinen Theorien zur auto-destruktiven und auto-kreativen Kunst ein künstlerisches Werk, das sich überwiegend in vergänglichen Aktionen und temporären Prozessen manifestiert. In zahlreichen Manifesten und Schriften, die er seit 1959 veröffentlicht hat, werden seine Ideen und Projekte vorgestellt. Ihren anschaulichsten Ausdruck hat die Beschäftigung mit auto-kreativen Strukturen in der Kunst in den Lichtprojektionen mit Flüssigkristallen (liquid crystal projections), 1965/98, gefunden, die erstmals in Deutschland gezeigt werden.
Das Thema der Zerstörung verbindet Metzger mit den 'Klassikern' der westlichen Aktionskunst, den Wiener Aktionisten um Hermann Nitsch, mit Valie Export, Yoko Ono, Raphael Ortiz und vielen anderen, die er 1966 als Sekretär des DIAS-Komitee nach London zu dem "Destruction in Art Symposium" eingeladen hat.
In seiner Konsequenz, Radikalität und Voraussicht kann Gustav Metzger Künstlern wie Yves Klein oder Joseph Beuys an die Seite gestellt werden. Viele seiner oft radikalen, die bestehenden Regeln des Kunstbetriebs in Frage stellenden und den Begriff des Kunstwerks weiter entgrenzenden Ideen und Konzepte, sind auch heute noch aktuell und lassen sich in der Kunst der neunziger Jahre wiederfinden. Zu seinen jüngsten in Nürnberg gezeigten Arbeiten gehört die Serie der "Historic Photographs", 1995/99, in der Metzger Photographien aus unserer jüngeren Geschichte eindringlich präsentiert und auf neue Weise sicht- und unmittelbar erlebbar macht.
Die Ausstellung Gustav Metzger. Ein Schnitt entlang der Zeit ging vom Museum of Modern Art in Oxford aus; sie wurde in Nürnberg durch eine ausführliche Dokumentation über das Londoner "Destruction in Art Symposium" (DIAS) mit zum Teil noch unveröffentlichten Aufnahmen des Londoner Fotografen Tom Picton und durch ein neue Arbeiten Gustav Metzgers ergänzt.
Das Konzept für die Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg sowie den Katalog hat Dr. Michaela Unterdörfer entwickelt und umgesetzt.