Arbeiten von »Isi Kunath« und »Verena Manz« im Kunsthaus Nürnberg
Gäbe es einen Preis für die sinnenfreudigste, bunteste, fantasievollste und zugleich entspannendste Ausstellung des Jahres, die aktuelle Debütantenschau des Nürnberger Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) wäre ein heißer Anwärter darauf. Die Erlangerin Isi Kunath und die Nürnbergerin Verena Manz haben das Kunsthaus in ein Haus zum Träumen und Staunen verwandelt, getreu Kunaths der Baumarkt-Werbung entlehntem Motto »Mach dir die Welt, wie sie dir gefällt«.
Die diesjährige Gewinnerin des Schwabacher Kunstpreises, die zunächst als Raumausstatterin und Bühnenbildnerin arbeitete, bevor sie ihr Kunststudium an der Nürnberger Akademie bei Hanns Herpich absolvierte, lädt in fantastische Wohnwelten ein. Hinter einem mit Teppichstücken belegten Doppelbett sprudelt die Milch im Aquarium, gegenüber kann man auf einer Sitzlandschaft am Honig schnuppern und bei leiser Musik über das »Liebesleben der Pflanzen« sinnieren; die passende Lektüre gibt's gratis dazu.
Gegenüber locken »Die glücklichen Inseln« als alternatives Wohnmodell mit verhängten Volieren wie überdimensionale Lautsprecherboxen, in denen Kanarienvögel zwitschern, und tarnfarbenen Teppichflicken auf dem Boden. Über die Wände gespannte Wollfäden zeigen die passende Bergsilhouette dazu. Es sind verführerisch-exotische Rauminstallationen, mit denen Isi Kunath der bürgerlichen Sehnsucht nach dem »schöner Wohnen« nachspürt und sie zugleich ironisch ad absurdum führt.
Unzählige Hüte weisen den Weg in die Welt der Verena Manz, in der überbordende Fülle herrscht. Die Meisterschülerin von Werner Knaupp präsentiert ihren scheinbar unerschöpflichen, poppig-bunten »Fundus« gestapelt im Hochregal: Sessel, Kisten, Bilderrollen, Riesenhanteln, dicke Stoffbälle, Fantasieobjekte. Altkleider und Zeitungspapier sind das Basismaterial, aus dem sie ihre meistorganisch-gerundeten, bunt bemalten oder mit Plüsch bezogenen Objekte schafft. Ein Spielzeugparadies, das der Lust an der farbigen Verpackung frönt und der rationalen Welt mit bunter Reizüberflutung begegnet.
Auf einem großen Podest hat Verena Manz ihre »Bibliothek« ausgebreitet, hunderte von selbstgeschaffenen, zweckentfremdeten, ausgeschnittenen und mit neuen Inhalten versehenen Büchern, die von der obsessiven Sammelleidenschaft der Künstlerin zeugen. Noch die unscheinbarsten Dinge, wie die Anspitzreste von Buntstiften, sind hier als Farbfunken aufgehoben. Ein Bücherlabyrinth, das die kindliche Neugier anstachelt; wer darin blättert, lernt, die Welt neu zu entdecken.
Text: Regina Urban, Quelle: Nürnberger Nachrichten