07.09.2000 bis 05.11.2000
Joseph Beuys, Thomas Eller, Jochen Gerz, Caroline von Grone, Jens Haaning, Georg Herold, K. H. Hödicke, Thomas Huber, Pia Lanzinger, Tracy Mackenna und Edwin Janssen, Olaf Metzel und Ulrich Görlich, Rune Mields, Paul Morrison, Sigmar Polke, Bob & Roberta Smith, Klaus Staeck, Rosemarie Trockel, Robert Voit
Anlässlich des 950-jährigen Stadtjubiläums mit dem thematischen Schwerpunkt "Dürerstadt Nürnberg" veranstaltete die Kunsthalle Nürnberg eine Ausstellung mit dem Titel "I Believe in Dürer", die zum einen auf die Tradition des großen Meisters verweist und zum anderen eine neue Auseinandersetzung mit dem Künstler anregen will.
Der in Nürnberg geborene Albrecht Dürer (1471-1528) hat mit seinem künstlerischen Schaffen und seinem umfangreichen schriftlich-theoretischen Werk die Kunst der Renaissance nördlich der Alpen weitreichend geprägt. Über sein druckgraphisches Werk verbreiteten sich seine Bildfindungen über die Niederlande, Italien, Frankreich und Spanien hinaus. Über Jahrhunderte hinweg galt Dürers Werk als Inbegriff "deutscher Kunst". Als erster deutscher Künstler der Neuzeit hat er mit seinem bildnerischen und theoretischen Schaffen Maßstäbe gesetzt, die bis zum heutigen Tag einen festen Bezugspunkt der Anschauung von Kunst darstellen.
Der erste, retrospektive Teil der Ausstellung "I Believe in Dürer" setzte bei Joseph Beuys ein. Ausgehend von seiner, heute als historische Wegmarke der Auseinandersetzung mit Albrecht Dürer geltenden documenta-V-Arbeit "Dürer, ich führe Baader +/+ Meinhof über die Documenta V" (1972), und einigen Arbeiten der 80er Jahre von Georg Herold, Olaf Metzel, Sigmar Polke Rosemarie Trockel u.a., wird bis in die späten 90er Jahre des 20. Jahrhunderts die Bedeutung Dürers überprüft.
Wie stehen heute tätige Künstler einer von Dürer wesentlich mitgeprägten Kunst der Neuzeit gegenüber? Wie weit sind sie heute, an der Schwelle zum neuen Jahrtausend, beeinflusst und angeregt durch einen Maler, der dem Jahrhundertwechsel 1500 mit seinem rätselhaften Selbstporträt (Alte Pinakothek München) ein berühmtes Denkmal setzte? Es stellt sich zudem die Frage, ob und wie sich eine über Joseph Beuys, Georg Herold oder Sigmar Polke vermittelte Rezeption Albrecht Dürers im Schaffen jüngerer Künstler niederschlägt. Und zuletzt: Wie gehen Künstler der mittleren und jüngeren Generation heute mit dem Erbe Dürers um? Das dem Ausstellungstitel zugrundeliegende Werk von Bob & Roberta Smith "I Believe in Dürer" von 1999 beweist, dass das Interesse an Albrecht Dürer und seiner Kunst kein allein deutsches Phänomen darstellt und bis in die aktuelle Gegenwart hineinreicht.
Die Ausstellung "I Believe in Dürer" verfolgte den Umgang mit dem Vorbild eines historischen Künstlers in den letzten dreißig Jahren und ist zugleich auch aktuelle Präsentation. Es entstanden Werke und Projekte, die spezifische Bezüge zu Anlass, Ort und Zeitpunkt der Ausstellung bildeten. Künstler heute interessieren sich nicht allein für das Handwerkliche oder das Theoretische, sie übernehmen ein Formvokabular nicht unreflektiert, sondern suchen nach Vorbildern für das eigene Selbstverständnis und nach Modellen künstlerischer Praxis. Neue Verfahrensweisen können sich dabei in neuen Medien und Vermittlungsstrategien äußern. Was einst der Holzschnitt war, könnte jetzt das Internet oder ein anderes Massenmedium sein. Manche der eingeladenen Künstler und Künstlerinnen näherten sich Dürer und seiner Geburtsstadt unter einer recherchierenden oder den heutigen Umgang mit seinem Werk reflektierenden Perspektive und zeigten mit projekthaften Arbeiten eine bislang unbekannte Aktualität Dürers auf.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit einem Essay zum Thema und Texten zu den beteiligten Künstlern.