06.09. bis 04.11.2001
Malerei und Videoarbeiten sind im Werk der 1953 in Norwegen geborenen, in Berlin, London und auf den Lofoten lebenden Künstlerin eng miteinander verbunden. Die Malerei widersetzt sich dem schnellen Blick ebenso wie die Videoarbeiten. Während jedoch die filmischen Arbeiten menschliche Begegnungen oder einfache Handlungen wiedergeben, bleibt die Malerei abstrakt. Die großformatigen, mit weißer Farbe auf Aluminium gemalten Bilder beanspruchen Zeit, damit Licht und Farbnuancen, Stille und Klang, emotionale Nähe und kühle Distanz zu einer visuellen Erfahrung werden können.
Dem pulsierenden Eigenleben, das die Malerei nach und nach im wechselnden Tageslicht entfaltet, entsprechen die Bildtitel, die Musikstücken von Chet Baker, David Bowie und anderen entnommen sind. Die von Dolven ausgewählten Zitate können die Wahrnehmung der Bilder mit einem Moment privater Nähe grundieren, den die Malerei selbst jedoch hinter der glatten Haut der Oberflächen verbirgt.
In Anne Katrine Dolvens neuen Videoarbeiten erzeugen sparsam eingesetzte Gesten, Blicke und Körperhaltungen eine von der Intimität menschlicher Nähe geprägte Atmosphäre, in der die Zeit außer Kraft gesetzt scheint. Ein in der Umarmung verschmelzendes Paar, ein nacktes junges Mädchen auf dem Bett sitzend, das Porträt mit Zigarette - die Motive sind teils dem Repertoire der Kunstgeschichte entnommen, insbesondere dem Werk Edvard Munchs. Dolvens zeitgenössische Versionen dieser Motive im Medium Video geben intensiv empfundene Augenblicke des Begehrens und Verweigerns wieder. Die Personen sind ganz auf sich selbst konzentriert, schliessen den Betrachter aus und laden ihn zugleich ein, sich den eigenen Wünschen und Gefühlen zu stellen.
Anne Katrine Dolven erhielt letztes Jahr den Fred-Thieler- Preis der Berlinischen Galerie für Malerei, ausdrücklich auch für ihre Videoarbeiten. Zur Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg ist in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bern und Sadler's Wells, London ein umfangreicher Katalog erschienen.