»Plötzliche Stille«: Rainer Thomas im KUNSTHAUS
»Randale« wollte er seine Ausstellung im KUNSTHAUS zuerst überschreiben. Randale, ein Wort für Unruhe. Rainer Thomas lässt sie in Zeichnungen münden, in Bilder. Seit 20 Jahren kanalisiert er dieser Art, was in ihm randaliert. Bis »Plötzliche Stille« entsteht. Das Ausstellungsmotto.
Seit Ende der 70er Jahre legt der einstige Wendland-Schüler seine Fährten mit konsequent ungegenständlichen Arbeiten aus. Es sind, nach Jahren der Kohle-, Pastell- und Kreidezeichnungen inzwischen wieder vermehrt zartfaserige Spuren des Buntstifts, die der Wahl-Fürther, Jahrgang 1951, aufs helle Papier bringt. Daneben, gleichrangig, seine Malerei: pralle Farbflächen, zuweilen mit Eitempera, Kreiden, Öl angefertigt. Die Schichten sind rauh an den Übergängen, hier und da überlappen sie sich. Motive von kaum geometrischer, vielmehr urwüchsig erscheinender Form kehren wieder.
Es gehe ihm nicht um Befindlichkeiten, sagt der Maler. Auf einen Schwebezustand arbeite er in seinen Werken hin - bloß nicht den Betrachter mit Assoziationsflächen überhäufen. Stattdessen macht er die Bilder frei vom Ballast. Die »Sache an sich« sei es, die ihn treibe. Die Schönheit des Werks: ein Prozess.
Zwei Räume der Ausstellung »Plötzliche Stille« im KUNSTHAUS füllt Malerei, in zwei weiteren überwiegen Zeichnungen. Im Gang hängen collageartige Werke, nach dem Zufallsprinzip aus bunten Papierschnipseln zusammengestellte Pastellbilder. Dass sie John Cage gewidmet sind, dem musikalischen Meister der Kehrseiten und des Aufzeigens von Pausen und Leerstellen, verwundert in Anbetracht der Reduktionskünste von Rainer Thomas nicht.
Wie auch zwei Konzerte, die während der Ausstellungszeit zu hören sein werden, die Affinität des Malers und Zeichners zur Musik unterstreichen. Am Sonntag, 11. November, um 11 Uhr treten Werner Taube (Cello) und Tilo Heider (Schlagzeug) zwischen den Bildern auf. Am Sonntag, 2. Dezember, um 11 Uhr ist Klaus Treuheit (Piano) mit Walter Bittner (Schlagzeug) in der Ausstellung zu hören.
»Plötzliche Stille« ist die Werkschau eines handwerklich versierten Künstlers, dem es gelingt, den Fährten seiner Farben zu folgen, bis ein Strich den anderen ergibt. Mit esoterischer Pinselstreichelei hat das nichts zu tun. Es ist ein radikales Weglassen, eine Kunst der geöffneten Kreise. Etwas bleibt dabei immer vage. Man muss die schlichte Spannung auf Rainer Thomas` Bildern aushalten können.
Text: Christian Mückl, Quelle: Nürnberger Zeitung