Annika Larsson

04. März bis 16. April 2004

In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland zeigte die 1972 in Stockholm geborene Annika Larsson in der Kunsthalle Nürnberg eine konzentrierte Auswahl ihrer Videoinstallationen seit 1999. Die Künstlerin interessiert sich für beiläufige, aber ausdrucksstarke männliche Gesten und Rituale, für körper-sprachliche Verhaltensmuster, hinter denen hierarchische gesellschaftliche Machtstrukturen aufscheinen. Die Akteure in Larssons Videos sprechen nicht, die Kommunikation erfolgt nur durch Blicke, Gesten, Posen und Handlungen. Zwischen den ausschließlich männlichen Darstellern entwickeln sich in den Filmszenen rätselhafte Beziehungen und Geschichten; ein Tennismatch ohne einen einzigen Ballwechsel (40:15), eine sakral anmutende Hinrichtung ohne Blutvergießen (D.I.E.), ein nackter Mann am Strand, der ebenso passiver Spielball wie Objekt des Begehrens ist (Pink Ball).
In Annika Larssons großformatigen Videoprojektionen entwickelt sich aus den Bildern latenter Bedrohung und Gewalt eine unterschwellige sexuelle Spannung, die formal den aus Hollywoodfilmen, Modefotografie, Werbung oder Softpornos bekannten Mustern visueller Verführung folgt. Doch die Männer im Anzug, im Sportdress, in Freizeitkleidung oder in Uniform sind äußerst unspektakuläre Beispiele verführerischer Männlichkeit. Ihre Identität und gesellschaftliche Zugehörigkeit lassen sich nur aus Kleidung, Gestik und Blickwechsel erschließen, ihr körpersprachliches Verhalten erweist sich als brüchige, gesellschaftlich normierte Konstruktionen ohne individuelle Züge.
Der voyeuristische Blick der Kamera zoomt die Körper nahe heran und macht sie zu sexualisierten Objekten, die aus der Untersicht monumentalisiert und zugleich fragmentiert werden. Harte Bildschnitte unterbrechen den Erzählfluss immer wieder abrupt, während die verlangsamte Wiedergabe der Videobilder die Zeit überdehnt und dadurch das Geschehen ebenso dramatisiert wie die elektronischen Soundtracks von Tobias Bernstrup, die den Videoinstallationen eine rhythmische Struktur unterlegen.

 

 

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