Die museen der stadt nürnberg zeigen im KUNSTHAUS eine exemplarische Werkschau des Künstlers
Diese Ausstellung ist nicht nur indirekt ein weiteres Plädoyer für eine zukünftige »Fränkische Galerie«, sondern für sich allein genommen schon »ein Paukenschlag«, freut sich Franz Sonnenberger. Der Direktor der museen der stadt nürnberg hat allen Grund zu solcher Begeisterung angesichts der Prechtl-Schau, die gestern im KUNSTHAUS (Künstlerhaus am Königstor) eröffnet wurde. Die nämlich ist - nach der Präsentation von Michael Mathias Prechtls »Illustrierten Büchern« vor fünf Jahren im Germanischen Nationalmuseum (GNM) - der erste wenigstens annähernd retrospektive Überblick zum Werk dieses Künstlers, den das Publikum zu Recht schätzt, der jedoch in seiner Heimat lange ignoriert wurde.
Dass solche Ignoranz unbegründet war und ist, belegt die etwa 200 Bilder und Grafiken umfassende Kollektion in der KUNSTHAUS-Ausstellung. Freilich kann auch hier nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtwerk Prechtls gezeigt werden.
Trotzdem ist es Ausstellungskurator Matthias Mende zusammen mit der Prechtl-Tochter Pamela gelungen, die Themen- und Motiv-Fülle zu exemplarischen Kapiteln zu bündeln.
Entdeckungen
»Überraschungen selbst für gestandene Prechtl-Fans« (Mende) bietet dabei der Auftakt-Raum mit dem Frühwerk. Zwischen einer Ansicht der Nürnberger Egidienkirche und dem »Traum Toledo« lassen sich hier in der Tat noch Entdeckungen machen, die erneut dokumentieren, dass Prechtl eben nicht allein auf das grafische Genre zu reduzieren ist. Seine mit altmeisterlicher Virtuosität beherrschte Domäne ist der Umgang mit Feder und Aquarell gleichwohl. Im zentralen Gang sind die Blätter aus der »Intimen Sitten- und Kulturgeschichte des Abendlandes« ausgebreitet. In den drei weiteren großen Räumen führen die Wege u. a. zur »Dürer-Suite«, zu den »Charakterbildern« und schließlich erneut zu Beispielen der »Illustrierten Bücher«.
Wobei hier zwei Zyklen dominieren, die bei der erwähnten GNM-Schau noch nicht gezeigt werden konnten: die Paraphrasen zu Goethes »Reineke Fuchs« und die zu E. T. A. Hoffmanns »Lebensansichten des Katers Murr« entstandene »Galerie der berühmten Katzen«. Die Murr-Nachfahren sind da so eigensinnig und unterhaltsam, staunenswert und faszinierend wie das Werk Prechtls überhaupt.
Text: Michael Becker, Quelle: Nürnberger Nachrichten