Michael Mathias Prechtl über sein Nürnberg-Verhältnis und das »Heimrecht« der Künstler
»Es ist halt beliebt, heutzutage Gedenktage abzufeiern« antwortet der Künstler, der seinen 75. Geburtstag am 26. April eher achselzuckend zur Kenntnis nahm, leicht süffisant auf die Frage, was er von der dazugehörigen Geburtstagsschau halte. Aber bei aller Distanz ist Michael Mathias Prechtl, seit dem Eklat um die Ausmalung des Rathaussaales erzürnt über seine Heimatstadt, auch eine gewisse Zufriedenheit anzumerken.
AZ: Vom Kronprinzenpalais in Berlin zum Komm in Nürnberg – passen die Hüllen auch zur unterschiedlichen Wertschätzung?
Michael Mathias Prechtl: Das ist ja das Künstlerhaus, es wurde nur zwischenzeitlich zweckentfremdet. Die Räume sind prima.
Hat sich Ihr Verhältnis zu Nürnberg damit normalisiert?
Ach, wissen Sie: ich habe soviel Abstand gewonnen. Ich kann abschätzen, wie lange ich noch arbeite. Deshalb will ich die nicht mit irgendwelchen Dingern schmälern. Das ist Geschichte, Teil meiner Biografie, aber überwunden.
Sie gehen nicht ins Kino, in die Kneipe...
Früher ging ich oft ins Kino. Im Phoebus-Filmpalast da gegenüber habe ich etwa »Das Wunder Picasso« von Clouzot sieben Mal gesehen. Auch ins Theater ging ich viel. Aber man beschränkt sich in meinem Alter auf das Wichtige. Da ist wenig Platz für Lustbarkeiten.
Aber woher holen Sie sich ihre Inspirationen?
Durch Gespräche, durch Bücher, Presse, Fernsehen, Radio.
Worüber haben Sie sich zuletzt so aufgeregt, dass Sie das zu Papier bringen mussten?
Auf Aktuelles zu reagieren, dafür bin ich nicht spontan genug. Aber natürlich gab es bei einem »Kater Murr« einen Kater Hinze und eine Rote-Socken-Kampagne.
Früher waren Sie immer für einen Skandal gut.
Aber er war nie gewollt, nie beabsichtigt. Mir kam was in den Kopf, ich setzte das um und war dann sehr verwundert, dass man sich darüber aufregte.
Stichwort: Fränkische Galerie. Ist das der richtige und wichtige Schritt für die Nürnberger Künstler?
Es ist selbstverständlich, dass die Künstler der Region ein Heimrecht haben müssen. Ständig der Blick ins Internationale bringt´s auch nicht. Auch große Kunst geht von der Basis aus.
Text: Andreas Radlmaier, Quelle: Abendzeitung Nürnberg