Das Nürnberger KUNSTHAUS zeigt Arbeiten der »Künstler aus Gugging«
Adolf ist ein bunter Hund, furchterregend, aber irgendwie auch drollig. Hammer und Sichel brandmarken ihn und das Wort »Missgeburt«, das ihm sein Schöpfer August Walla auf den Leib geschrieben hat. Walla, der in seiner kraftvollen bildnerischen Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft gerne gegensätzliche Symbole verwendet, ist der wohl bekannteste der »Künstler aus Gugging«. Deren Arbeiten sind ab heute im Nürnberger KUNSTHAUS ausgestellt, wo sie, wie Ausstellungsleiter Hans-Peter Miksch bemerkt, »ein Stück Kunstgeschichte« repräsentieren.
Das psychiatrische Krankenhaus im österreichischen Maria Gugging, wo Psychiater Leo Navratil in den 50er Jahren begann, das bei Zeichentests entdeckte künstlerische Schaffen talentierter Patienten zu fördern, wird gerade aufgelöst. Das daran angegliederte »Haus der Künstler«, Wohnstätte, Ateliter und Galerie einer derzeit neunköpfigen Künstlergruppe, bleibt. Die Bewohner des Hauses zählen in Europa und USA zu den bedeutendsten Vertretern der so genannten Art brut, der Kunst der Außenseiter. Bis auf das neueste Mitglied, erstmals eine Frau, sind alle in der Nürnberger Schau vertreten. Jedes mit einem einzigartigen Stil. Wo in Oswald Tschirtners Zeichnungen die Faszination im Minimalen und in Heinrich Reisenbauers Bildern in der Wiederholung eines Gegenstandes liegt, geht Johann Garber geradezu verschwenderisch mit Strich und Linie um. Seine Motive, u.a. auch die »Stadt Nürnberg - Deutschland« sind ein Mosaik kleinster Ornamente, die Tuschezeichnungen wahre Suchbilder, auf denen kein Fleck weiß bleibt.
Ebenso bei Johann Fischer, der seine Figuren mit phantasievollen Texten umrahmt, die gleichermaßen Innen- und Außenwelt widerspiegeln. Dagegen muten die Bildbeschreibungen, die Johann Korec zu seinen gelegentlich intimen Alltags-Szenen liefert, wie sachlich-nüchterne, wenn auch orthographisch eigenwillige Tagebucheinträge an, wie etwa »Geschlechtsferger im Bett«. Im eigentlichen Sinn um Verkehr drehen sich auch die von Franz Kernbeis bevorzugten Motive: Fortbewegungsmittel aller Art, stilisiert wie die Figuren und Gegenstände in den Bildern von Arnold Schmidt, dem jüngsten Mitglied der Gruppe.
Text: Ute Maucher, Quelle: Abendzeitung