Im Nürnberger Kunsthaus bewegen sich 34 Künstler im sensiblen Bereich
Der sensible Bereich liegt zwischen »Land unter« und dem Unterleib, erstreckt sich von der Küchenspüle zum Schweinestall und von Venedig bis zur Fürther Straße. Er hat viele Ortsmarken und derzeit doch eine einheitliche Adresse: das KUNSTHAUS im Künstlerhaus. Dort zeigen 34 Mitglieder des Schutzverbandes Bildender Künstler in der IG Medien die Ausstellung »Im sensiblen Bereich«, den sie grob in Architektur, den symbolischen Raum, Natur und den Intimbereich unterteilt haben.
Wobei die Grenzen fließend sind. So erkennt man etwa in Anders Möhl kleinformatigen Zeichnungen Ähnlichkeiten zwischen Penis und Mais, Vagina und Pflanzenteilen. Sie hängen fast versteckt im zur Intimsphäre erklärten Raum, in dem neben »Einblicken« von Martin Sturm in schwangere Menschen- und Tierleiber auch Rubin Hirschbecks dreiteiliges Fische-Stillleben einen Platz gefunden hat.
Und wenn vielleicht nicht intim, dann ist Nahrungsaufnahme in BSE-Zeiten auf jeden Fall ein sensibles Thema. In der Schau findet sich von der Schweinestall-Installation von Christine Knoll bis zum mit Menschen- und Tierschädeln gedeckten rustikalen Tisch von Gisela Metz jedenfalls einiges, was sich in diese Richtung interpretieren ließe.
Nicht auf dem Feld, sondern am eigenen Körper hat Biggi Liebich geerntet: Lippenstiftküsse und Tränen, Spucke und Schweiß, Nageldreck und Ohrenschmalz. Und diese für sensible Gemüter schwer verdauliche »eigene Ernte« präsentiert sie ästhetisch zwischen Plastikfolie.
Leichteren Zugang findet da mancher vielleicht zum sensiblen Bereich der Architektur, den u.a. Fredder Wanoth mit einem Venedig-»Panoramagebäude« ausgestattet hat, oder in der Natur, die so natürlich natürlich auch nicht ist, wie die erstaunlichen Kunstpflanzen in Verena Waffeks Glasvitrinen zeigen.
Text: uma, Quelle: Abendzeitung