Das KUNSTHAUS Nürnberg zeigt eine Gruppenausstellung des »Schutzverbandes Bildender Künstler«
Die neuen Räume machen's möglich: Was im alten Domizil an der Karl-Grillenberger-Straße noch mehr als buntes Sammelsurium gewirkt hätte, bekommt nun zumindest äußere Struktur. Und ein vieldeutiges Thema. Das KUNSTHAUS im Nürnberger Künstlerhaus zeigt seit gestern einen Beitrag des »Schutzverbandes Bildender Künstler«, der ja nicht nur in den IG-Medien, sondern eben auch im KUNSTHAUS- Trägerverein zu Hause ist. Motto der Kollektiv-Kollektion mit Arbeiten von drei Dutzend Künstlerinnen und Künstlern: »Im sensiblen Bereich«.
Eine fidele, streckenweise sehr unbekümmerte Mischung ist gleichwohl entstanden. Diese Gemeinschaftsschau aber an dem vorangegangenen, strenger jurierten »KunstRaumFranken« zu messen, wäre unfair. Die gerade in Künstler-Organisationen wie dem Schutzverband dominante Gruppendynamik will es, dass selbst durch ein Auswahlverfahren (es gab 82 Bewerber) ein heterogener Gesamteindruck kaum zu vermeiden ist.
Genutzter Freiraum
Und das Thema ist ohnehin flexibel. Als Anspielung auf die Komm-Vergangenheit darf der »sensible Bereich« ebenso interpretiert werden wie als Metapher für Natur, Sexualität und das Leben überhaupt. So gesehen, ist alles denkbar - ein Freiraum, den die Schutzverbands-Künstler und ihre Gast-Kollegen weidlich nutzen.
Verteilt auf die vier großen KUNSTHAUS-Räume und den zentralen Gang, entsteht so ein Panorama voller stilistischer, thematischer, aber auch qualitativer Kontraste. Herausragend eine weitere Variante von Wolf Sakowskis zwischen Bild und Objekt balancierenden »Allgemeinen Anleitungen«. Immer wieder interessant auch Fredder Wanoths konsequente Auseinandersetzung mit Städten und Architekturen, wobei dessen 160-teilige Fotoarbeit »Wahrnehmungssplitter« gut korrespondiert mit den Treppenhaus-Aufnahmen von Matthias Lutz.
Dazwischen geht es dann, um nur ein paar Beispiele zu nennen, immer wieder sehr tierisch zu. Gerhard Rießbeck schiebt - quasi als kleine Zwischenma(h)lzeit - Frosch und Goldfisch in runde Münder. Gisela Metz verkündet: »Der Tisch ist gedeckt« und illustriert den BSE-nahen Aufruf mit tönernen Tierschädeln. Rubin Hirschbeck malt im Großformat »Drei Fische«, Christine Knoll liefert eine »Schweinestall«- Installation und Gudrun Sagasser schließlich zeigt mit feinem Strich gezeichnete Animal-Erotika. - Sensible Bereiche mit dehnbaren Grenzen.
Text: M. B., Quelle: Nürnberger Nachrichten