Kunst »im sensiblen Bereich«

Durchwachsene Ausstellung der IG Medien in Nürnberg: 34 Teilnehmer
Jury wählte die Installationen, Grafiken, Fotos, Gemälde, Videos aus 82 Bewerbungen

»Im sensiblen Bereich« bewegt sich so manches Thema. Die Sexualität etwa, die Frage der Abtreibung, Genmanipulation und Politik und selbstverständlich die Kunst im Allgemeinen. Unter diesem extrem deutungsfreudigen Ausstellungsmotto haben sich 34 Kreative im KUNSTHAUS versammelt, das sie als Mitglieder der Fachgruppe Bildende Kunst in der IG-Medien mittragen. Eine interne Jury hat die Teilnehmer aus 82 Bewerbungen ausgewählt.

Das Spektrum dieser qualitativ doch recht durchwachsenen Ausstellung reicht von hochaktuellen gesellschaftlichen Bezügen zu den diversen Tierseuchen (beispielsweise im »Schweinestall« von Christine Knoll) über unappetitliche »Ich-Äußerungen« in Form von Monatsbinden und Nageldreck, bis hin zu zeitlos gültigen Aussagen über Liebe und Leid etwa im Tableau von »Frost/ Eros« von Max Margot Protze. Lokalkolorit winkt einem in den hervorragenden Siebdrucken (mit Titeln wie »Gostenhof« oder »Maximilianstraße«) von Axel Voss oder den Treppenhaus-Aufnahmen entgegen, die Matthias Lutz in Nürnberger Gebäuden geschossen hat.

Putzmittel in Plastikflaschen stehen auf einem kleinen Tisch im KUNSTHAUS-Flur. Darunter ein übervoller Papierkorb, aus dem alte »Komm«-Programme quellen. Was daran Kunst ist? Es muss wohl die überklebte Beschriftung auf den Reinemachemitteln sein: »Komex«, »Komposition«, »Kompromiss«. Kapiert? Gewaschen hat sich mit 1700 Mark der Preis für dieses Stillleben mit Scheuermittel und Scheibenklar als Sinnbild der Stadtpolitik. Vielleicht wäre auch diese Installation mit einem sinnigen Titel wenigstens witzig geworden, so wie das »Heinmleuchten« von Michael Schneider. Er hat 84 grünlich schimmernde Nachtlichter in den Steckdosen der Ausstellungssäle verteilt.

Installationen und Zeichnungen, Malerei und Fotografie, Drucke und Videos - die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksweisen macht den Rundgang abwechslungsreich. Hier blubbert ein imaginäres Bassin (Renate Kroh), dort strampelt sich ein Sportler auf dem Heimtrainer bei vergeblichen »Ausreißversuchen« ab (Dieter Wittmann) und ganz im Eck wartet ein beschalltes, überdimensioniertes »Wespennest« (Thomas Mohi und Michael Amman) darauf, dass der Besucher seinen Kopf reinsteckt. Zeichnungen sind an Hosenbügeln aufgehängt (Cornelia Effner), Blütenblätter mit der Nähnadel bearbeitet (Verena Waffek)und »Wahrnehmungssplitter« wandfüllend ausgebreitet (Fredder Wanoth).

Text: Birgit Ruf, Quelle: Nürnberger Zeitung

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