Schön bis schlampig: Der Auftritt Nürnberger Museen, Ausstellungshäuser und Institute im Internet
Auf der Homepage des Neuen Museums Nürnberg (www.nmn.de) kann man allerlei anklicken. Zum Beispiel die Rubrik »Links«, die - wie der neudeutsche Name schon sagt - Verbindungen liefert zu anderen Web-Seiten. Steuert man dann die Zeile »Aktuelle Ausstellungen in anderen Galerien und Museen« an, landet man in Belfast. Jedenfalls heißt die Seite so: www.belfast.co.uk. Dahinter verbirgt sich ein modernes Antiquariat. Das wäre nicht einmal verwunderlich, wenn diese Liste »aktueller« Ausstellungen in Belfast entstehen würde. Aber die Redaktion hat das Institut für moderne Kunst in Nürnberg. Warum dieses einen Ausstellungskalender für Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Bamberg ins Netz stellt, der sein Verfallsdatum längst überschritten hat, bleibt ein Mysterium. Noch im Februar 2001 jedenfalls verweist diese wunderliche Web-Seite z. B. auf die letzten 2000er Ausstellungen des Nürnberger KUNSTHAUSes, das bei dieser Online-Schlamperei konsequenterweise auch noch an der Karl-Grillenberger-Straße beheimatet ist. Immerhin ist das Institut beim eigenen Internet-Auftritt (www.moderne-kunst.org) professioneller und sorgfältiger. Präsentiert werden Instituts- und Ausstellungaktivitäten sowie das Programm des assoziierten Verlags für moderne Kunst.
Das erwähnte KUNSTHAUS freilich befindet sich - Zeitungsleser wissen mehr! - seit Jahresbeginn im Künstlerhaus am Königstor. Dort ist zum Start die noch bis Sonntag dauernde »KunstRaumFranken«-Ausstellung zu sehen. Und mit dem Beginn der neuen Ära am zentralen Ort, ist auch das KUNSTHAUS-Team online gegangen (www.kunsthaus-nuernberg.de). Die Premiere im virtuellen Raum ist so schön geworden wie die im realen des neuen Domizils. Wohltuend dezent das Web-Design der Seiten, die flink auf den Schirm kommen und bei denen es eine Lust ist, sich von Stichwort zu Stichwort zu klicken. Damit kann das KUNSTHAUS mühelos im stetig wachsenden, hier nur exemplarisch zu skizzierenden Online-Kunst-Betrieb der Region mithalten.
Die benachbarte Kunsthalle, schon länger unter der Anschrift www.kunsthalle.nuernberg.de im Netz, liefert ebenfalls einen sehenswerten Auftritt, wobei es wegen der Umbau-Schließung des Hauses derzeit nichts Frisches - und leider auch keine Ausstellungs-Vorschau - auf den Seiten zu finden gibt.
Stets aktuell vermittelt sich das bald 150 Jahre alte Germanische Nationalmuseum Nürnberg (GNM) im neuen Medium. Von der einladenden Startseite (www.gnm.de) gelangt der Surfer zu einer Vielzahl von Einblicken in den Museumstanker. Die Seiten zu Sammlungen, Bibliothek oder Restaurierung sind intelligent aufgebaut, attraktiv illustriert und höchst informativ. Wer übrigens bei »Presse« anklickt, der kann die offiziellen - und daher auch ziemlich einseitigen - GNM-Stellungnahmen zum Fall Sitte nachlesen.
Hingewiesen sei noch auf den etwas spröden, weil textlastigen Beitrag der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste (www.adbk-nuernberg.de), der allerdings auch einige Studenten- und Professoren-Homepages mit mal mehr, mal weniger bewegten Bildern bietet.
Versteckt im akademischen Link-Dschungel findet sich die gut getarnte Unter-Adresse www.adbk-nuernberg.de/users/knauppco/knaupp.html; einfacher geht's direkt mit www.knauppundco.de. Dahinter verbirgt sich ein interessantes Ausstellungs-Projekt: Im alten Kasernengebäude an der Nürnberger Wallensteinstraße eröffnet Anfang Mai eine Ausstellung mit Arbeiten von ehemaligen und derzeitigen Studenten des Malers Werner Knaupp. Ein Abschiedsgeschenk für den Akademieprofessor, der am 3. Mai 65 Jahre alt wird. »Geheime« Aktion Etwas putzig erscheint an dieser ansonsten charmanten, per öffentlichem Internet vorbereiteten Aktion lediglich der Hinweis auf einer der Web-Seiten: »Wichtig: Werner Knaupp soll mit dieser Ausstellung überrascht werden, darum geheim.«
Längst kein Geheimnis mehr ist schließlich der eingangs erwähnte Web-Auftritt des Neuen Museums, das nicht nur den besagten faulen Link auf seinen ansonsten eleganten Seiten hat. Die muten so vielversprechend an wie der gläserne Neubau des Museums. Wie es allerdings um das Verhältnis von äußerer Form und inhaltlicher Substanz bestellt ist, bleibt eine andere Frage - im Netz wie im wirklichen Leben.
Text von MICHAEL BECKER, Quelle: Nürnberger Nachrichten