Anna Handick versetzt Kannenpflanzen und Schwimmfarne ins Künstlerhaus
NÜRNBERG - Eine Mückenplage im Künstlerhaus? Nein, die Schwärme von Fliegen, die eine Wand im Glasbau bevölkern, sind von Anna Handick mit Tusche gezeichnet. Die Künstlerin hat den Ausstellungsraum in ein kleines Gewächshaus verwandelt — sonderbare Pflanzen zieren Wände, Boden und hängen auch von der Decke herab.
Schwimmfarn und Kannenpflanze - wie kommt man bitte auf derartig exotische Exemplare der Flora? Indem man erstens viel reist und sich zweitens auch mal in botanischen Gärten umschaut. So jedenfalls hat sich Anna Handick, Jahrgang 1985, ihre Inspiration geholt. Die Nürnbergerin, die an der Akademie der bildenden Künste bei Claus Bury studiert hat, ist besonders Lateinamerika-Fan, war aber auch schon in Asien.
Der Berufsverband Bildender Künstler Mittelfranken hat sie für seine alljährliche Debütantenförderung auserkoren (in zwei Wochen folgt die Ausstellung der zweiten ausgewählten Künstlerin Magdalene Abele). Mit der Auszeichnung sind eine Einzel-Ausstellung sowie die Produktion eines Werkkatalogs verbunden.
Anna Handick nutzt diese Chance und verwandelt den Glasbau (der bei entsprechendem Wetter auch die idealen Temperaturen bietet) in ein Gewächshaus. Denn momentan gilt ihre Leidenschaft den Pflanzen. „Ich bin fasziniert davon, was die Natur sich alles ausdenkt“, sagt die Künstlerin, die „auf AEG“ ein Atelier hat.
Realitätsgetreue Wiedergabe ist allerdings nicht ihr Ding. Vielmehr orientiert sie sich an der biologischen Formensprache und entwickelt dann ihre eigene Spezies. Die Kannenpflanzen, die quasi aus der Wand wachsen, hat sie aus Nylonstrumpfhosen gefertigt — Männer tippen amüsanterweise immer eher auf Kondome. Und aus der Luft hängen die Blätter der Tilanzien herunter, die sich gerne auf Stromleitungen breitmachen. Anna Handick hat sie aus Baumwollstoff geschaffen.
Die Natur wird siegen
Der Schwimmfarn, dessen Blätter in Wirklichkeit nur einen Zentimeter groß sind, ist bei Handick riesig und besteht aus Pappmaché und Latex. Er erinnert an eine fleischfressende Pflanze.
Wehrt sich die Natur also gegen die Zerstörung durch den Menschen? Zumindest hilft ihr Anna Handick, sich ihren Lebensraum zurückzuerobern. Wer gewinnt, steht für die Künstlerin ohnehin schon fest: „Die Natur wird auf lange Sicht als Siegerin aus dem Kampf gegen die Natur hervorgehen.“
Sehr sehenswert, diese kleine Kostprobe von Anna Handicks Können, die durch Zeichnungen ergänzt wird. Auf in den Dschungel!
Nürnberger Nachrichten - Susanne Helmer