Künstlerin Anna Handick stellt im Künstlerhaus K4 aus
NÜRNBERG - Der Debütantenpreis in Nürnberg geht 2012 ab in die Botanik. Die junge Künstlerin Anna Handick stellt am Donnerstag um 19 Uhr im Künstlerhaus K4 nicht nur ihren ersten Katalog vor. Mit Objekten und Zeichnungen zeigt sie auch originelle Reaktionen auf die wundersame Natur subtropischer Länder.
Eintagsfliegen mögen nicht besser sein als ihr Ruf – wohl aber schöner. Anna Handick hat zwei filigrane Schwärme mit Tusche auf feine Glasplatten gezeichnet, nachdem ihr einmal eine Insektenplage in Lateinamerika kurzzeitig den Himmel schwärzte. Bildgeworden schwärmen die Eintagsfliegen indessen über den Tag hinaus in die Ewigkeit.
Noch mehr „Luftnummern“ finden sich in dieser Ausstellung, in der die „Debütantenpreisträgerin 2012“ des Berufsverbandes Bildender Künstler Mittelfranken mit den kreativen Spätfolgen ihrer schönen Reiselust vor allem in die Subtropen konfrontiert.
„Es ist mir wichtig, Natur in meiner Kunst zu verankern“, sagt Handick, die in ihrem Atelier Auf AEG arbeitet, wenn sie nicht gerade die Welt erkundet – und ihr Blick dabei auf Tillandsien fällt: Das sind Pflanzen, die sich samt ihrer freischwebenden Wurzeln sogar um Telefondrähte ranken. Als baumwollene „Seiltänzer“ lässt Handick ihre skulpturalen Adaptionen der pflanzlichen Schlingel im Glasbau an Drähten unter der Decke baumeln – und ein weiteres Mal aufschauen.
Wer ist Anna Handick? Nach dem Abitur hat die 1985 geborene Nürnbergerin zunächst ein Jahr in Nicaragua als Kunstdozentin gearbeitet, bevor sie in Zerzabelshof an die Akademie kam, wo sie 2011 Meisterschülerin in der Bildhauerklasse von Claus Bury wurde.
Phänomene wie die Wasserpflanze „Salvina“ hat sie indessen nicht an der Kunstakademie entdeckt, sondern bei einer Bootsfahrt in Nicaragua: in der Natur ist das Gewächs wohl nur einen Zentimeter groß und dennoch dem Menschen zunutze, weil es Strömungen in Wasserstraßen reguliert. Kanäle hin, Kapitäne her, Handick ist Künstlerin: Ihre Farn-Installation erstreckt sich auf mehrere Quadratmeter; während sie die grün-weißen Kringelschwimmer mit Hilfe von Pappmaché, Latex und Nylon verfremdete, waren es bei ihrer Wandarbeit „Days to come“ dann Strumpfhosen, aus denen sie Kelchpflanzen formte.
Gute Visitenkarten gibt Handick darüber hinaus grafisch ab. Zeichnungen „die sich ihren Weg suchen“ nennt sie Blätter, auf denen Erdverkrustungen ebenso zu sehen sind wie archäologisch inspirierte Stadtpläne von Maya-Stätten aus der Vogelperspektive. Apropos Perspektive: Die Künstlerin gilt es im Auge zu behalten.
Nürnberger Zeitung - Christian Mückl