NN-Kunstpreisträger Axel Voss sprach über seine Arbeit - 16.08.11
NÜRNBERG - Bei einem weiteren Künstlergespräch im Rahmen der Ausstellung zum diesjährigen Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten beantwortete der Grafiker Axel Voss (2. Preisträger) die Fragen von Jury-Mitglied Andrea Dippel.
Die künstlerische Spezialität von Axel Voss sind (manchmal riesige) Stadtlandschaften, die auf den ersten Blick sehr realistisch anmuten, aber keineswegs nur naturalistische Abbilder sind. Der Künstler, der sich an der Nürnberger Kunstakademie wegen seiner Comic-Leidenschaft jahrelang „wie ein Alien gefühlt“ hat, übersetzt das Gesehene in klare Kompositionen aus kräftigen Linien und einheitlichen Farbflächen. Wobei die Farbe eine der Zeichnung stets untergeordnete „Kolorierung“ bleibt.
Den Künstler interessieren nicht die Sehenswürdigkeiten in den von ihm „porträtierten“ Städten, sondern vor allem deren geografische und soziale Randgebiete: „Ich bin kein Romantiker und kein Historiker, mein Thema ist das menschliche Umfeld, ist die von Menschen gestaltete und verunstaltete Welt.“ Dass dabei quasi zwangsläufig mehr oder minder triste Veduten entstehen, fördert nicht gerade die Verkäuflichkeit der Kunst von Axel Voss. Dennoch war er nie versucht, die Dinge „schöner“ zu machen: „Ich kann nur zeichnen, was ich sehe, und wie ich es sehe.“
Neben Reiseeindrücken gestaltet er daher meist Ansichten der Städte Nürnberg und Fürth, ohne sich dabei in irgendeiner Weise als spezifisch regionaler Künstler oder gar als Heimatmaler zu fühlen. Voss ist für Ehrlichkeit. Zweierlei will er beim Kunst-Machen möglichst vermeiden: die Verwendung „alter, abgenutzter Klischees“ und das — heute recht weit verbreitete — Streben nach Originalität um jeden Preis. Wichtig sind ihm Handwerk, Witz, Ironie.
Ausführlich schilderte Voss die zeitaufwändige Siebdruck-Technik, mit der er seit 1999 arbeitet und die er für seine Bedürfnisse erweitert und perfektioniert hat. Eine singuläre Erscheinung auf dem derzeitigen Kunstmarkt sind seine in 20 und mehr Farben gedruckten Blätter allemal.
Die Käufer schätzen aber in erster Linie die ungemein exakte Arbeit des Künstlers, der nach wie vor die Mehrheit seiner Grafiken mit eigener Hand (in Miniauflagen von fünf bis zehn Exemplaren) druckt. Da der Siebdruck auch eine sehr kostenintensive Technik ist, war die mit dem Gewinn des NN-Kunstpreises verbundene materielle Zuwendung für Axel Voss nicht zuletzt ein höchst willkommener Betriebskosten-Zuschuss.
Nürnberger Nachrichten, 16.8.2011 - Bernd Zachow