Ausstellung zum Preis des Verlages Nürnberger Presse

Mal was anderes aus Frankens Kunstszene

Mal was anderes hat der aus Bamberg stammende Künstler Christian Rösner seine kleine Bronze-Statue im Kunsthaus Nürnberg benannt, was man in des Wortes doppelter Bedeutung als ironische Aufforderung verstehen könnte, in der traditionellen Leistungsschau Kunst in der nordbayerischen Metropolregion mal was anderes zu malen oder mal was anderes zu zeigen - zu sehen in der Ausstellung zum Kunstpreis des Verlages Nürnberger Presse, der zum 19. Mal diesen mit 31 500 Euro höchst dotierten bayerischen Kunstpreis vergibt.

Viel direkter und unmissverständlich artikulierte das Jury-Sprecher Jürgen Sandweg vom Kunstmuseum Erlangen, als er nicht nur auf die spärlichen Ansätze "politisch gemünzter" Arbeiten in der Ausstellung hinwies, sondern auch anmahnte, nicht schon in der Ausschreibung zum Kunstpreis die Auswahl insofern zu beschränken, als man, was eigentlich selbstverständlich sei, "handwerkliches Können" und besonders "figurative Gestaltungen" erwarte.

Das erfüllt zwar der mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Künstler Axel Voss in seinem akribisch fotorealistischen Siebdruck Quelle allemal, gibt seinem symbolträchtigen Bild aber auch eine politische Dimension, wenn er den gigantischen Ziegelsteinbau des einstmals größten europäischen, vor Jahresfrist aber geschlossenen Versandhauses hinter einem Bauzaun, einer Schranke und dem roten "Einfahrt-verboten"-Schild zeigt.

Aber aus den zumeist gut abgehangenen 100 Arbeiten von insgesamt 77 Künstlern aus der nordbayerischen Metropolregion ragen gleichwohl einige Werke heraus: So überrascht der Hauptpreisträger Philipp Findeisen mit einem großformatigen Dschungelbild, das sich wohl ganz bewusst auf die stilbildenden "Tropfenbilder" (Drippings) des amerikanischen Künstlers Jackson Pollocks bezieht, aber auch an die magischen Dschungellandschaften des international renommierten schottischen Künstlers Peter Doig erinnert.

Mikroskopisch und gepixelt

Ein Lichtblick in dieser Dominanz des Naturalismus und Realismus sind Gabriela Dauerers monotone, dabei mikroskopisch lebende, lapidar gemalte Schraffur C.C.1, Peter Kampehls pointilistisch gepixelte Punktewolke, bei der dem Besucher die Augen übergehen, und Yin Rens wie aus dem Weltraum gemaltes Gitternetz einer nächtlichen Großstadt, eine Arbeit der chinesischen Künstlerin, die mit dem dritten Preis bedacht wurde. Grandios konkret wird Matteo Bauer-Bornemann mit seiner lasergeschnittenen Stahl-Schale, die einer skulpturalen Visualisierung des Virtuellen gleichkommt.

Bayerische Staatszeitung, 12. August 2011 - F.J. Bröder

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