In der Gleichmach-Maschine

Debütanten-Förderung: Bettina Grabers Ausstellung im K4

NÜRNBERG  - Hier ist nicht alles schön, was hübsch umhäkelt ist: Bettina Grabers hintergründige Kunst ist derzeit im Glasbau des Künstlerhauses zu sehen. Sie ist die zweite Künstlerin, die in den Genuss der Debütantenförderung des Berufsverbandes Bildender Künstler Mittelfranken e.V. (BBK) kommt.

Zwei Künstlerinnen hat der BBK in diesem Jahr ausgewählt, die Ausschreibung lief bayernweit. Die Einzelausstellung von Mareike Drobny war bereits zu sehen, jetzt ist Bettina Graber dran, die in Vorra im Nürnberger Land lebt. „HinterScheinSein“ heißt ihre kleine Werkschau — der Titel sagt schon sehr viel aus.

Denn Hintergründigkeit zeichnet die Arbeit der 1976 geborenen Künstlerin, die an der Nürnberger Kunstakademie studiert hat, aus. Unter dem, was auf den ersten Blick schön scheint, können sich Abgründe verbergen. Diese Brüche erreicht Bettina Graber unter anderem damit, dass sie Alltagsgegenstände rigoros aus ihrem gewohnten Kontext reißt und ihnen eine neue Bedeutung verleiht. Zum Beispiel mit ihrer Serie aus Barbie-Puppen, die sie in Babsi umgetauft hat. Bulimie-Babsi etwa gibt es inklusive schickem Porzellan-Klo...

Der Witz sitzt bei den Arbeiten oft lauernd in der Ecke, aber das Anliegen dahinter ist natürlich ein ernstes. Mit der Schönheitsindustrie rechnet Graber genauso ab wie mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft und im Katholizismus. Ein blutiger Tampon wird zur kitschig drapierten Reliquie. Von wegen unbefleckte Empfängnis...

Kernstück der Ausstellung ist die Gleichmach-Maschine. Oben kommen doofe Sprüche aus Frauenzeitschriften rein („Sexy in der City“), unten am Fließband exakt gleich aussehende Porzellanpüppchen raus. „Unsere Welt ist eben nicht heil“, sagt Bettina Graber und macht damit deutlich, dass es ihr darum geht, unangenehme Wahrheiten ans Licht zu holen. Ein Panzer bleibt eben ein Panzer, auch wenn man ihn unschuldig weiß anmalt und auf ein Kisschen setzt.

Geschickt spielt Graber mit den Erwartungen des Betrachters und überrascht ihn mit ihrem mühelosen Wandeln zwischen Süße und Satire. Eine Künstlerin, die etwas zu sagen hat — wer sich darauf einlässt, wird mit viel Stoff zum Nachdenken nach Hause gehen.

Nürnberger Nachrichten, 11.8.2011 - she

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