Rotznase trifft auf Mondsüchtige

Die Ausstellung zum 19. Nürnberger Kunstpreis lockt mit Vielfalt

Hier trifft man auf Mondsüchtige und Rotznasen, wird in einen Winterwald und an den alten Kanal gelockt, findet sich in der Ägyptischen Nacht oder im Jugendtal wieder, sieht Bleistiftzeichnungen nach Musik und Pfingstrosen aus der Serie Origami-Barock. Die kleine Auswahl von Bildtiteln, die derzeit in der Sonderausstellung zum 19. Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten hängen, zeigt: Hier wartet eine Kunst- und Kreativwelt mit vielen Facetten auf die Besucher. Sie vereint Malerei und Grafik, Bildhauerei und Objektkunst, ist mal romantisch, mal politisch, mal ausgesprochen dekorativ, mal sperrig.

Viele der Teilnehmer sind den Stammbesuchern des NN-Kunstpreises bestens bekannt - darunter die Maler und Grafiker Herbert Bessel und Béla Faragó, der Zeichner Peter König und der Bildhauer Wilhelm Uhlig. Dessen kürzlich verstorbenem Kollegen Walter Ibscher hat Claudia Bachmann mit einem Portrait ein kleines, feines Denkmal gesetzt: Sie zeigt den lächelnden Künstler im Profil.

Bachmann ist Kunstpreis-Debütantin ebenso wie Maria Maier mit ihrer Collageserie "Kuba - Ruinenleben". Natürlich sind in diesem Jahr auch wieder Gold- und Silberschmiede mit von der Partie. Jeanette Heinrich - ebenfalls zum ersten Mal dabei - beweist zum Beispiel, dass man aus profanen Kabelbindern ansehnlichen Halsschmuck machen kann - farbenfroh und sicher angenehm zu tragen. Es müssen eben nicht immer Gold und Diamanten sein.

"Wohnraum": So heißt schlicht und treffend das Diptychon von Goda Plaum, das kühle Architektur sachlich zeigt. Heimeligkeit strahlen die Fassaden nicht aus, eher triste Uniformität. Was sich wohl dahinter abspielt? Eine kleine, gut 17 Zentimeter große Bronzeskulptur stammt von dem Bildhauer Christian Rösner und hat den bezeichnenden Titel "Frau und Mops". Die Dame trägt den Vierbeiner eher wie eine Handtasche als ein geliebtes Haustier mit sich herum. Rösner zeigt in der Ausstellung noch weitere seiner ungewöhnlichen Teams aus Tier und Mensch.

Aus 600 Bewerbern hat die Jury 77 Teilnehmer für die Schau ausgewählt. Sie wandert im Anschluss in Nürnbergs Partnerstadt Córdoba. In der Jury waren der Journalist Fritz Aschka, Michael Becker vom Verlag Nürnberger Presse, Joachim Bleistein vom Kunsthaus, Andrea Dippel, Leiterin der Kunstvilla, der Maler Udo Kaller, der Kunsthistoriker Claus Pese und Jürgen Sandweg vom Kunstmuseum Erlangen.

Nürnberger Nachrichten, 27.7.2011 - Birgit Ruf

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