Debütantenausstellung von Mareike Drobny
NÜRNBERG - Ob knallrot, im 70er-Jahre-Muster oder im Militarylook: Rund 200 aus umgestülpten Kleidern geformte Textilvögel mäandern zur Zeit durch die Stockwerke des Künstlerhauses.
„Paradiessucher“ nennt sich die Installation von Mareike Drobny und ist der Blickfang der diesjährigen Debütantenausstellung. Oder besser gesagt der Blickfang von Teil1. Denn auch 2011 kommen auf Initiative des Berufsverband Bildender Künstler Nürnberg, kurz BBK, wieder zwei junge Künstler in den Genuss der „Debütanten“-Förderung.
Diese Förderung beinhaltet nicht nur eine erste Einzelausstellung. Besonderes Augenmerk liegt nämlich auf der Produktion eines Werkkataloges, mit dem der Nachwuchs in den Kunstmarkt eingeführt und für Galerien interessant werden soll.
Nach den Vorgaben des Staatsministeriums können sich Akademieabgänger bewerben, die noch keine Einzelausstellung nach dem Studium bestritten hatten, seit zwei Jahren in Bayern ihren Wohnsitz und zum Ausstellungszeitpunkt das 40. Lebensjahr noch nicht überschritten haben.
Bisher wurden meist Absolventen aus dem Segment Malerei mit der Förderung bedacht. Heuer liegt der Fokus auf Mareike Drobny und Bettina Grabner, zwei Künstlerinnen aus dem Objekt- und Installationsbereich.
Drobny hat in Bonn Bildhauerei studiert. Was der Besucher ihrer Ausstellung wohl nicht auf den ersten Blick erkennt. „Ich bin kein Anhänger der klassischen Bildhauerei. Meine Arbeiten sind meist projektbezogen und temporäre Geschichten“, erklärt die gebürtige Erlangerin.
Anschaulich wird dies bei „Hiroshima 010907-300808“. Ein Jahr lang hat Drobny in der japanischen Stadt gelebt und studiert. Die gesamte Zeit hat sie mit einem Navigationssystem ihre Bewegungsabläufe festgehalten. Das Datenmaterial wurde in ein Bild umgesetzt. Als Gegensatz dazu liegen die Einzeldaten als dicke Papierhaufen daneben.
Gleichartige Nürnberg Grafiken seien bereits in Planung. „Es geht mir um die Suche zwischen der Form und den sich auflösenden Bewegungen.“ Was auf den ersten Blick wie ein Rorschachtest aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als Kreuzsticharbeit auf Leinen. Drobny hat hier sämtliche Formen und Länder der Weltkarte gespiegelt. Eine echte und vor allem langwierige Sisyphusarbeit. Wie man auf so etwas kommt? Die Nachwuchskünstlerin hat nach einer Entschleunigung gesucht und wollte ihre Idee bis zum letzten Punkt durchspielen.
Nürnberger Zeitung, 13.7.2011 - Thomas Susemihl