18. Oktober 2012 bis 13. Januar 2013
Pawel Althamer, Joseph Beuys, Michal Budny, Anja Ciupka, Jürgen Drescher, Felix Gonzalez-Torres, Filip Gilissen, Daniel Knorr, Alicja Kwade, Kris Martin, Jonathan Monk, Alexandra Müller, Roman Ondák, Martin Pfeifle, Claus Richter, Michael Sailstorfer, Johannes Vogl, Claudia Wieser
GOLD (von indogermanisch ghel: glänzend, gelb) ist ein chemisches Element mit dem Symbol Au und der Ordnungszahl 79 ... So sachlich beginnt der Wikipedia-Eintrag über ein Edelmetall, um das sich seit Jahrtausenden Mythen und Legenden ranken, das nicht weniger als die Ewigkeit, die göttliche Sphäre und unermesslichen Reichtum repräsentiert, das Expeditionen wie Kriege provoziert und Alchemisten motiviert hat. Bis in unsere Gegenwart ist das kostbare Metall omnipräsent und begegnet uns als Goldmedaille bei den Olympischen Spielen, als Kapitalanlage auf dem Börsenmarkt, als goldener Oscar, goldenes Bambi oder goldene Schallplatte ...
Auch die Gegenwartskunst erlebt goldene Zeiten: Gold ist als Material oder auch als Farbe (wieder) sehr präsent. Dies mag zunächst überraschen, scheint doch der Werkstoff im Widerspruch zur Materialentwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts zu stehen. Denn um 1900 löste sich die künstlerische Avantgarde von den traditionellen Werkstoffen und das Spektrum der im Kunstkontext verwendeten Materialien wird in den folgenden Jahrzehnten nahezu unüberschaubar. Wenn jedoch alles zum Werkstoff werden kann, warum dann eine erneute Hinwendung zu dem traditionsbeladenen Material?
Für die zeitgenössische Kunst scheint der Reiz im Umgang mit Gold gerade in diesem "Traditionsballast" zu liegen und in all den Ausdrucks- und Bedeutungsebenen, die sich mit dem kostbaren Werkstoff assoziieren. Denn hieraus ergeben sich spannende Fragen: Wie kann Gold in einer neuartigen und überraschenden, bisweilen humorvollen oder auch irritierenden Weise eingesetzt werden? Welche Bildlösungen können gefunden werden, damit die Verwendung von Gold nicht als konservativer Traditionalismus oder rückwärtsgewandte Dekorationslust missverstanden werden kann? Welche künstlerischen Strategien können entwickelt werden, um das Pathos des Materials zu hinterfragen?
Gold ruft unweigerlich Reaktionen hervor – ein Potenzial, das die an der internationalen Gruppenausstellung Goldrausch beteiligten Künstlerinnen und Künstler vielfältig nutzen. Ihre Arbeiten belegen, dass auch ein solch symbolträchtiger Werkstoff wie Gold zum Sinnbild einer aktuellen Thematik werden kann, wenn Umwertungen vorgenommen, Assoziationen verschoben und aktuelle Inhalte definiert werden. Ein Blick auf diese neuen Wege im Umgang mit dem Werkstoff erscheint gerade auch in Nürnberg interessant, einer Stadt, die lange zu den dominierenden Zentren der Goldschmiedekunst Europas gehörte.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog im Verlag für moderne Kunst mit einem Vorwort von Ellen Seifermann und Texten von Klaus H. Orth, Anne Schloen und Harriet Zilch.