1. Oktober bis 20. November 2011
Michael Sailstorfer (*1979) arbeitet als Bildhauer gerne mit Objekten aus der Alltagswirklichkeit, die er demontiert oder auseinanderschneidet und in andere Formen überführt, die ihrerseits Objekte oder Geräte aus alltäglichen Zusammenhängen repräsentieren. Gemeinsam ist ihnen die Ästhetik des Handgemachten und der Austausch der Funktionen: Aus Fahr- und Flugzeugen werden beispielsweise immobile Behausungen, ein Betonmischer verwandelt sich in eine Popcorn-Maschine oder aus einem Polizeibus wird ein komplettes Schlagzeug. Michael Sailstorfers Begriff der Plastik ist weit gefasst und schließt auch Gerüche, Geräusche und Bewegungen mit ein. Während Raketenbaum an Fluxus und Happening anknüpft, katapultieren die Reaktor Arbeiten die kinetische Kunst ins 21. Jahrhundert. Sein um den Prozess des Handelns und der Performativität erweitertes Verständnis von Plastik und Raum, das auch physikalische Gesetzmäßigkeiten und soziale Prozesse einbezieht, scheint Joseph Beuys‘ Haltung nahe. Doch wo bei Beuys die Eigenschaften der Materialien mit metaphysischer Bedeutung und Symbolik aufgeladen werden, vermeidet Sailstorfer die mystische Ebene und setzt auf konzeptuelle Klarheit, hintersinnige Übertreibung und spielerische Experimentierfreude.
Die Ausstellung wurde begleitet von einem Katalog, der eine erste Werkübersicht bietet, und in Kooperation mit der Kestnergesellschaft Hannover und dem SMAK Gent herausgegeben wird (Distanz-Verlag).