André Debus Debütausstellung im K4 - 12.10. 17:43 Uhr
Nürnberg - A wie Albrecht, D wie Dürer - das Kürzel "AD" schrieb Kunstgeschichte. Weil der Alte Meister aber seit geraumer Zeit auf dem Nürnberger Johannisfriedhof schläft, setzt nun A wie André und D wie Debus die Kunstgeschichte in Sachen "AD" mit verschärften Mitteln fort. Seine Visitenkarte, auf die er frank und frei "AD, eine Marke seit 1484" gedruckt hat, ist dabei nur ein feines Detail im Kreativ-Kosmos des neueren Nürnberger Meisterschelms.
Debus, Jahrgang 1978, studierte nach zweijähriger "Verkaufstätigkeit im Baumarkt" an der Kunstakademie bei Peter Angermann - um schließlich nicht nur als fränkischer Frechmaler zu siegen, sondern auch mit sehenswerter Kunst. Das beweist seine erste Einzelausstellung im Kopfbau des Künstlerhauses K4, die den dürernahen Titel "Apokalypso" trägt. Sein Triumph beim "Debütantenpreis" des Berufsverbandes Bildender Künstler, der mit zwei Mal 6000 Euro dotiert ist, ermöglichte ihm neben der Präsentation seiner Werke auch die seines ersten Katalogs. Als weitere Debütantin stellt Tessa Wolkersdorfer ab 11. November aus.
Was Debus figurativen Stil betrifft, kann man von feindlicher Übernahme klassischer Malerei durch fröhliche Einmischung sprechen: Da ist die "Flusslandschaft" aus dem 19. Jahrhundert, der unser Lausbub an der Leinwand einen zweiten Mond in den Himmel zauberte. Das Urlaubsmotiv mit Postkutsche aus dem frühen 20. Jahrhundert fand er auch irgendwie fad, weshalb er die "langweiligen Gäule" durch Einhörner ersetzte. Vom rotbackigen Mädchen ganz zu schweigen, dem der Nürnberger - der Gemälde teils in Antiquariaten aufstöbert, teils selber komponiert - eine Ladung Totenschädel in den Apfelkorb gejubelt hat.
Neben Humor zeichnet den Porträtisten und Kopisten kunstmarkttechnische Flexibilität aus. Für Sammler mit Platznöten hat er ein sieben mal sieben Zentimeter kleines Blumenstilleben auf Mini-Leinwand gemalt: Passt in jede Nische. Ja, Debus lehrt, Kunstgeschichte mit anderen Augen zu sehen. Umgekehrt gilt gleiches für die Bengel seines "Bachhus"-Motivs. Dank Debus tragen sie Brillen. Auch mit Seh-Schärfen kennt er sich offensichtlich aus.
Christian Mückl - Feuilleton, NZ vom 13.10.2010