Frecher Dialog mit Alten Meistern

Junge, preiswürdige Kunst aus Nürnberg: Der Maler Andre Debus stellt sich vor

Seinen ersten Auftritt in einer Einzelausstellung hat der Nürnberger Maler Andre Debus jetzt im Kunstbaus. Er weiß ihn zu nutzen.

Experimentierfreudig war Andre Debus offenbar schon immer. Und sein Interesse am Verschmelzen von Substanzen war wohl auch schon früh ausgeprägt. Schließlich machte er eine Ausbildung zum Chemielaboranten, bevor er sich dem Studium der Kunst widmete und sie zum Beruf wählte. Ein bisschen arbeitet der 32-Jährige mit ihr wie mit einem Chemiebaukasten der Stile und Zeiten. und das geht so: Er trägt alte Bilder zusammen und „veredelt" sie. Dabei geht er bei seinen mitunter minimalen Eingriffen mit viel Humor zur Sache und gibt gleichzeitig Kommentare zur Geschichte und Wahrnehmung von Kunst ab. Eine romantische Flusslandschaft macht der bekennende Nostalgiker noch ein Stückchen romantischer, indem er einen zweiten Mond am Nachthimmel einschmuggelt. Frei nach dem Motto „wenn schon romantisch, dann richtig" mutieren auch zwei Kutschgäule in alpiner Landschaft zu Einhörnern. „Ich bin ein unverschämter Eklektiker", bekennt der Nürnberger verschmitzt.

Vor den Zu- und Eingriffen des ehemaligen Angermann-Schülers ist keine Größe der Kunstgeschichte und auch nicht die mittelalterliche Buchmalerei sicher. Denn was er sich nicht im Original aneignen kann, das malt er einfach ab - und interpretiert es dabei frech auf seine Art. „Ich würde auch gerne mal einen Dürer nachbessern", gesteht der Maler, der mit dem Meister die Initialien teilt. Was genau ihm da vorschwebt? „Eines seiner Selbstporiräts um eine Brille bereichern." Selbstporträts sind auch in der Kunst von Debus ein großes Thema. Der Brillenträger zeigt sein Konterfei zum Beispiel auf einem „Selbstproträt mit Laptop" in Rembrandt-Manier und gibt sich auf Büttenpapier als „frühchristlicher Blogger".

Die Ausstellung hat Debus der Tatsache zu verdanken, dass er in diesem Jahr mit einem der beiden Debütenpreise des BBK-Mittelfranken ausgezeichnet wird. 6000 Euro für eine Katalog-Produktion gab es dafür unter anderem von Freistaat und Bezirk. Und die Chance zur ersten Einzelpräsentation. Die sollte man sich unbedingt anschauen.

 

ruf, Nürnberger Nachrichten vom 13.10.2010

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