Der Hesselberg - ein heiliger Ort der Täter

23. September bis 7. November 2010

Eine Ausstellung des KOMM-Bildungsbereichs im KunstKulturQuartier

Ein wesentliches Merkmal der NS-Bewegung war die Entwicklung eigener (Kult-)Stätten, an denen sich die Ideen und politischen Vorstellungen des Nationalsozialismus darstellen und zelebrieren ließen. Bekannte Beispiele hierfür sind etwa Nürnberg mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände und der Bückeberg bei Hameln, wo alljährlich das “Reichserntedankfest” begangen wurde.

Ein weiterer wichtiger Kultplatz des Nationalsozialismus im damaligen Deutschen Reich war der Hesselberg bei Wassertrüdingen im südwestlichen Mittelfranken. Einen Hinweis auf Funktion und Bedeutung dieser NS-(Kult-)Stätte gibt die Bezeichnung “heiliger Berg der Franken”. Die mittelfränkische NSDAP hielt dort zwischen 1928 und 1939 Großveranstaltungen ab, bei denen bis zu 100.000 Menschen zusammen kamen. Die “Frankentage” dienten der allgemeinen Mobilisierung für die Ziele des Nationalsozialismus, aber nicht zuletzt auch der Befriedigung persönlichen Machtstrebens des “Frankenführers”, Gauleiters und Radauantisemiten Julius Streicher aus Nürnberg. Die “Frankentage” waren so etwas wie das i-Tüpfelchen seiner Gewaltherrschaft in dem von ihm beherrschten Gau. In den Jahren vor 1933 waren die Veranstaltungen der NSDAP auf dem Hesselberg wichtige Bausteine in der Agitation der NS-Bewegung in Franken, einer Region, die für die Partei eine Schlüsselrolle beim Ausgreifen von München nach Berlin besaß. Die Bedeutung der NS-Hesselbergtage in den Weimarer Jahren, die räumliche Nähe zu den so genannten Reichsparteitagen in Nürnberg und die besondere Mischung aus Volksfest, politischer Indoktrination und religiösem Erleben machten die “Frankentage” auf dem Hesselberg nach 1933 zu einem besonderen Datum im Feierkalender der Nazis. Eine Veranstaltung dieser Art, in der sich der Gauleiter als charismatische Führergestalt bejubeln ließ und die gleichzeitig ein rassisch motiviertes Überlegenheitsgefühl der Gaubevölkerung befeuerte, war im Deutschen Reich eine einmalige Angelegenheit. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und gliedert sich in vier Segmente. Themenfeld eins befasst sich mit dem “Mythos Berg und den Nazis” vor 1933. Das zweite beschäftigt sich mit dem “Ausbau des Hesselbergs zur Kultstätte” und beleuchtet die Zeit zwischen 1933 und 1939. Kapitel drei widmet sich unter der Überschrift “Predigt und Gewalt” der Rolle Streichers und seinem Antisemitismus, während sich der vierte Abschnitt mit dem “Verschwinden der Hesselbergtage” aus dem Gedächtnis der Franken nach 1945 befasst. Der KOMM-Bildungsbereich erstellt in Zusamenarbeit mit Thomas Greif, dessen Dissertation “Frankens braune Wallfahrt – Der Hesselberg im Dritten Reich” im Jahr 2007 erschien, die Ausstellung, die mit Texttafeln, historischen Dokumenten und Gegenständen, Ton- und Filmdokumenten die besondere Rolle des Hesselbergs herausstellt. Darüber hinaus wird ein umfangreiches Begleitprogramm, bestehend aus Wortveranstaltungen, Filmen und Führungen durch die Ausstellung organisiert.

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