07. Februar bis 31. März 2013
In dem Countrysong "Goodbye Old Paint", den Ulrich Pester als Ausstellungstitel für seine Präsentation in der Kunsthalle Nürnberg nutzte, hat "Paint" weder etwas mit Farbe noch mit Malerei zu tun. Bei dem Lied handelt es sich vielmehr um eine Abschiedshymne auf ein in die Jahre gekommenes American Paint Horse — eine Pferderasse, die sich durch ihr schwarz-weiß geschecktes Fell auszeichnet.
Vom Cowboypferd zur zeitgenössischen Malerei: Weiter kann ein Gedankensprung kaum sein und dennoch erscheint der Ausstellungstitel überaus zutreffend. Denn er thematisiert mit doppeldeutiger Ironie, dass Ulrich Pester zu jenen Künstlern gehört, die sich ausgesprochen gerne verabschieden. Er verabschiedet sich immer dann, wenn er bemerkt, dass sich aus einer malerischen Idee problemlos eine 'Methode' entwickeln ließe. Pester hält nicht an einem Stil fest, sondern stellt vielmehr die Suche ins Zentrum seines künstlerischen Handelns. Versteht er das eine, verabschiedet er sich, um nach einem neuen malerischen Ansatz zu suchen.
Auch in seinen neuen Werken — meist klein- und mittelformatige Ölbilder auf Holztafeln — lotet Ulrich Pester neue Möglichkeiten der Malerei aus. Seine Gemälde erscheinen daher keineswegs homogen: Es finden sich Bergwelten neben abstrakten Handstudien; Bilder, in denen Pester mit aufgeklebten und dann mit Malerei überlagerten Kopien experimentiert, stehen neben Werken, die gekonnt mit Zwei- wie Dreidimensionalität spielen. Andere Werke zeigen augentäuschende Trompe-l’œil-Effekte, kunsthistorische Referenzen oder ironische Wortspiele. Doch so variationsreich Ulrich Pesters Gemälde auch sind, stets geht es um die Suche nach Klarheit und die Frage, wie man diese Klarheit mit einfachsten Mitteln erzeugen kann.
Der 1980 geborene Künstler hat ein Doppelstudium in Grafik-Design und freier Kunst an der Hochschule der Künste in Braunschweig (bei Walter Dahn) absolviert und lebt seit 2010 in Köln.
Ulrich Pester war nach Gerda Scheepers und Isabell Fein der dritte Künstler, der das 2011 gegründete Marianne-Defet-Malerei-Stipendium in Nürnberg erhalten hat, das von der Marianne und Hans Friedrich Defet Stiftung und der da Vinci Künstlerpinselfabrik Defet GmbH getragen wird. Das Stipendium ist mit einem fünfmonatigen Arbeitsaufenthalt sowie einer Ausstellung und der begleitenden Dokumentation verbunden.