Hochmut, Heimsuchungen und Gabriel Pauli

Abendzeitung Nürnberg vom 14. Januar 2009-01-22

„25 Egoisten“ des Künstlerbunds Schwabach zeigen im Nürnberger Kunsthaus ihre Arbeiten

Selbstironie ist nicht im Spiel, wenn der Künstlerbund Schwabach drei Jahre nach seinem letzten Gastspiel im Nürnberger Kunsthaus und wenige Monate nach den virtuellen Raumverteilungskämpfen in der Bürokratie-Chimäre KuKuQ sich nun unter dem Titel „35 Egoisten“ präsentiert. Es geht um einen grundsätzlichen Wesenszug, der über Tages-Turbulenzen weit erhaben ist. Der Vorsitzende Wolfgang Harms kündigt jedenfalls „Bereitschaft“ an: Wir haben auch keine andere Wahl!“
25 Egoisten laden vorerst zu „kleine Nachfeier“: Mit über 60 Jahren gehört der Künstlerbund zu den ältesten der Region, ein Verein, der von Flüchtlingen ins Leben gerufen wurde und Migranten-Modell blieb: Immerhin 12 der 35 Aktiven kommen aus Nürnberg (etwa Hanns Herpich, Ursula Jüngst, Lydia Hasselt). Wolfgang Harms’ verbale Attacke gegen „ideologische Gleichmacherei“ findet in der „letzten freien Ausstellung“ (die Schwabacher verteufeln „so genannte Kuratorenkunst“) ihre Antwort in einem breiten Spektrum zwischen Wohnlichkeit (wie Mara Grubers Textil-Montagen) und Ungemütlichkeit (Barbara Graber schickt Egon Schiele welkende Schönheiten hinterher, Peter Wolf holt Bomber und Business-Plan zur „Heimsuchung“).
Hanspeter Widrig zeigt sein Gipsmodell zum Wiener Deportations-Mahnmal, Clemens Heinl lädt Gabriele Pauli in eine Holz-Familie. Ansonsten überwiegen zwischen Illusionisten (Wolfgang Harms) und Realisten (Peter Königs zerissenes  Selbstporträt in Bleistift-Perfektion) hauptsächlich Maler mit Faible zum Gegenstand. Das Ergebnis ist überraschend, wenn man etwa dem Apokalyptiker Manfred Hürlimann, der diesmal farbfrisch den „Hochmut“ Gläser auf dem Blondhaar jonglieren lässt, noch nicht begegnet ist. Für alle anderen liefern diese „Egoisten“ willkommene Bestätigungen.

Andreas Radlmaier

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