In Wirklichkeit ...

29. September bis 19. Oktober 2005

Arbeiten von Kerstin Drechsel (Berlin), Andreas Gefeller (Düsseldorf), David Krippendorff (Berlin) und Matthias Röhrborn (Berlin)

Das Kunsthaus Nürnberg hatte unter dem Titel "In Wirklichkeit ... " vier junge Künstler - Kerstin Drechsel (Berlin), Andreas Gefeller (Düsseldorf), David Krippendorff (Berlin) und Matthias Röhrborn (Berlin) - eingeladen, die sich dem künstlerischen Forschungefeld von Stadt und Wohnen, Leben und Realität verschrieben haben und in je eigenständiger Weise diese Bühnen von Alltag und Öffentlichkeit, Privatraum und öffentlichem Raum betreten und mit Leben füllen.

In Kerstin Drechsels Gemälden aus der Serie "Reserve" (2001 - 2004) verschmelzen persönliche Momentaufnahmen und die Rezeption angegeigneter Motive mit einer spezifischen Untersuchung von Alltagskultur, von Architektur und Interieur, von Haus und Behausung. Indem sie ihre Bestandsaufnahmen zum Thema Urbanität, die gleichzeitig Stellungnahmen zum Thema menschliches Kommunikations- und Sozialisationsverhalten sind, in weiche Pastelltöne "taucht", schildert sie ohne Pathos intime Momente äußerster Konzentration und schafft gleichzeitig Projektsionsflächen von subtiler Irritation.

Eine weitere malerische Position bezieht Matthias Röhrborn in seinen großformatigen Bildern, die sowohl mit Figuration als auch mit Abstraktion spielen. In einer Art fantastischem Realismus entwirft er wundersame Landschaften und flirrende Draufsichten, die aber immer (ver-) störende Elemente enthalten: giantisch große Hamster vor Sonnenuntergangsszenarien oder Wachtürme die zwischen Jägerhochstand und ex-DDR-Wachtürmen changieren.

David Krippendorffs künstlerische Arbeit bezieht sich schon lange auf Hollywoodfilme, auf deren Ikonen und deren Ästhetik. "Er arbeitet mit Klassikern: "Der Zauberer von Oz", "Vom Winde verweht" und auch der Film - "Gilda", der Film, der Rita Hayworth endgültig zum Star machte ... Ihr Bild im Negligé fanden die Männer, die eine der ersten Atombomben über dem Bikini-Atoll zündeten, so explosiv, daß sie ... eben diese Bombe "Gilda" nannten." (M. Reichelt). Mit dem in der Ausstellung gezeigten Film "The beautiful Island" geht Krippendorff noch ein Stück weiter, reduziert das Geschehen auf die Atomexplosion im Meer, eine fast romantisch anmutender Blick auf das sanft sich bewegende Wasser, unterlegt mit Hayworth Stimme aus "Gilda". "Die Art, wie Krieg Glamour bekommt, interessiert mich", sagt D. Krippendorff.

Als Spurensucher mit spezifischem Entdeckerblick entwirft der Düsseldorfer Künstler Andreas Gefeller komplexe fotografische Versuchsanordnungen von größter Präzision mit ebenso malerischen Zügen. Seine fotografischen Kompositionen - aus der Serie Soma und Supervisions - leben vom Oszillieren der Motive, von der Wendung alles Sichtbaren in eine menschenleere chirurgische Kühle die uns Betrachter vom einfachen Bildkonsumenten zum Bilddedektiv machen. Quasi nach dem Scannerprinzip tastet Gefeller die Textur des Sichtbaren ab und deckt damit die strukturelle Instabilität und Gefährdung des Sehens auf.

Kerstin Drechsel, Malerei/Installation, geb. 1966, lebt in Berlin
Andreas Gefeller, Fotografie, geb. 1970, lebt in Düsseldorf
David Krippendorf, Film/Video/Malerei, geb. 1967, lebt in Berlin
Matthias Röhrborn, Malerei, geb. 1968, lebt in Berlin

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