Die Einordnung, ob Pornografie auch Kunst sein kann, ist immer noch nicht entschieden. Oft sind die Grenzen absichtlich raffiniert verwischt, damit Publicity möglich wird. Im Fall des Malers und Objektkünstlers Blalla W. Hallmann (1941 bis 1997) werden diese Markierungen spürbar.
Der aus Schlesien stammende und zuletzt im Fränkischen Windsbach schaffende Künstler hat zeitlebens für Widerspruch gesorgt. Im Jahr 1996 gab es einen Kunstskandal in Regensburg, bei dem auch der Staatsanwalt mitmischte. Ein in Nürnberg anhängiges Verfahren gegen Hallmann wurde später eingestellt.
Die Zeiten sind inzwischen toleranter geworden und es ist kaum zu befürchten, dass die Ausstellung mit Arbeiten von Blalla W. Hallmann zum Justizfall wird. Denn auch die Kirche (hier betrifft es die katholische) hat gelernt, bestimmte Vorgänge zu ignorieren, um nicht als unfreiwilliger "Werbeträger" zu wirken. Im Kunsthaus am Königstor in Nürnberg ist eien Reihe der Protest-Imaginationen zu sehen, die Hallmanns Frustration erweisen. Matthias Reichelt, ... schildert den Maler als Tabubrecher, der sich gegen die kommerziellen Versuchungen des Kunstbetriebes positionierte.
Das dramatische Leben Hallmanns, das er in 147 Linolschnitten autobiografisch aufarbeitete, ist erschütternd. Die Blätterfolge, die an Frans Masereels Bilderromane erinnert, lässt die Probleme zwischen Alkohol und Drogen erkennen.
Zu den Objektstücken der Ausstellung zählen der "Gartenzwergaltar" und der "Schweinchenaltar". Dralle Sauen symbolisieren die Dreieinigkeit. Mit Exkrementen verbindet Hallmann die "Grüße vom Heiligen Stuhl" und in der "Privataudienz" werden die letzten Päpste in Scham verletzender Weise dargestellt. Mit der Kirche hat der Maler seine Probleme oder mit sich selbst und seiner Vita.
Wenn man nun meinte, dass die Ideenfülle der Darstellungen und Provokationen "ganz neu" seien, täscht man sich: Die Methode alles zu besudeln, was anderen heilig ist, ist ein relativ primitives System. Außerdem ist es eine Geschmacksfrage. hallmanns "Markenzeichen" – das Widdersymbol – taucht erstmals in einem Stilleben auf, das er 1961 schuf.
Unter dem Eindruck einer Henry-Rousseau-Ausstellung in Paris veränderte er seine Ausdrucksmittel. Apokalyptisches und Komisches, Fragwürdiges sowie Kreatives mischen sich. Die Techniken sind vielfältig, die Hallmanns Werk ausmachen. Er prangert Systeme und Gesellschaftsformen an. Der Komplex "Heuchelei" spielt eine große Rolle. Das Moralisieren geschieht hier mit der Hammermethode. Was Hallmann anderswo verurteilt, pflegt er verbissen selbst.
Bruno Neumann
Der Neue Tag Weiden vom 4./5.6.05