26. Mai bis 26. Juni 2005
Das Hallmann'sche Werk aus Malerei, Radierung, Linolschnitten, Objekten und Skulpturen ist gekennzeichnet von mehreren thematischen Strängen, die - auf einen Nenner gebracht - auf einem tiefen Zweifel an einer wirklichen Zivilisierung und Humanisierung der Menschheit basieren.
Sein Geschichtspessimismus beruht auf den großen historischen Verbrechen wie z.B. der Inquisition sowie auf dem industriellen Massenmord in der Moderne. Hallmann vertraute keinem System und erkannte in den verschiedenen Gesellschaftsformen immer nur wieder Ausbeutung, Unterdrückung und Eliminierung des bzw. der anderen. Kunsthistoriker sahen in seinen Bildern deshalb immer wieder eine Nähe zu den apokalyptischen Tableaus von Hieronymus Bosch.
In einem anderen thematischen Strang hat Hallmann die Vereinzelung des Menschen, seine letztendlich große Einsamkeit und die daraus resultierenden Grenzer-fahrungen mit großer Empathie in beeindruckende Bilder umgesetzt. Das große Welttheater findet hier seine Entsprechung auf individueller Bühne, wo Ängste, Hass, Gier, Verzweiflung das "Geschehen" bestimmen.
In seinen Radierungen orientierte sich Hallmann handwerklich an den großen Meistern von Dürer bis hin zu Paul A. Weber. Seine Malerei spiegelt eine Auseinandersetzung mit Votivmalerei, Surrealismus, phantastischem Realismus, Comic-Kultur, Pornographie und der Ästhetik der Massenmedien. Das Instrumentarium seines Stils mag in der Aufzählung kontrapunktisch oder gar widersprüchlich erscheinen, es mündet jedoch immer wieder in einen Weltentwurf, der mit sarkastischem und verzweifeltem Ton die Zustände in düsterer und Klarsicht deutet.
Hallmann lag eine coole, mit sicherem Abstand zu Wut und Hass geäußerte künstlerische Position fern. Seine Bilder kennen keine Tabus und positionieren ihn als einsamen Künstler, der auch gegen die Versuchungen eines Kunstbetriebs anmalte, sich beliebt zu machen und Trends zu bedienen, um den Absatz zu steigern und sich einen oberen Platz auf der Rangliste zu ergattern. (Matthias Reichelt)
»So kreuzt Blalla ebenso wutentbrannt wie mühelos, blasphemisch wie poetisch zwischen Obsession und Komposition, kreativer Abstraktion und hochkarätiger Malerei. Er verfügt über einen zeichnerischen Stil, der mit böser Liebe detailliert, und einen malerischen Stil, der aus bösen Dämpfen Atmosphäre webt.« (Manfred Schneckenburger, 1996)
Die Ausstellung präsentierte Arbeiten von den 60 er Jahren bis kurz vor seinem Tod darunter auch Werke, die bislang nicht ausgestellt waren, aber auch sein erstes und sein letztes Bild waren zu sehen und unternahm damit den Versuch das künstlerische Gesamtwerk dieses »enfant terrible« zu fassen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
1941 geboren in Quirl (Riesengebirge) 1997 gestorben in Windsbach 1957/58 Hochschule für Bildende Künste, Düsseldorf bei Prof. Otto Coester 1960 – 65 Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg, Meisterschüler von Prof. Fritz Griebel 1968 Lehrtätigkeit an der University of California, San Francisco 1992 – 95 Professur an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Ausstellungen (Auswahl; E = Einzelausstellung) 1968 State College, Sacramento, California (E); 1979 Fränkische Galerie, Nürnberg, mit Peter Angermann und Erhard Kick; 1983 Produzentengalerie, Hamburg (E); Förderkoje, Internationaler Kunstmarkt Köln; 1986 Norishalle, Nürnberg, anlässlich der Verleihung des Lisa und David Lauber-Preises (E); 1989 Bonner Kunstverein, 2000 Jahre »Die Gegenwart der Vergangenheit«; 1992 »Freunde und Verwandte«, Kunsthalle Nürnberg ; 1993 Galerie Susanne Zander, Köln (E); »Schnalle und Riemen«, Galerie Röver,Nürnberg; 2000 Blalla W. Hallmann, Sammlung Archiv und Nachlass Dr. Eva Zeltner (E); Blalla W. Hallmann, Kunstverein e.V. Brühl (E); »Der (im)perfekte Mensch. Vom Recht auf Unvollkommenheit« Deutsches Hygienemuseum, Dresden
Mit freundlicher Unterstützung der Kunst- und Kulturstiftung Dr. J. E. Drexel