Flagge zeigen für die Liebe zu Europa

Geschichte ist ein Fleckerteppich aus einzelnen Geschichten. Von welch unterschiedlichen Ereignissen sie erzählen mögen, zusammen ergeben sie das Bild einer Gesellschsft. Ismet Ramicevik hat mit einem aus aufgerollten Zeitungsseiten gewobenen Teppich ein Werk von unaufdringlicher Symbolkraft geschaffen. Das in seiner Schlichtheit wohl beeindruckendste der empfehlenswerten Ausstellung mazedonischer Künstler im Nürnberger KUNST

"Gelobtes Land" nennen die Kuratoren vom Museum für Moderne Kunst in Mazedonien und vom Stadtmusuem und Kulturzentrum Skopje diese Ausstellung, die den Nürnbergern einen Eindruck vermittelt von der Gefülslage der Bewohner ihrer Partnerstadt Skopje, den Mazedonieren insgesamt. Auf dem Weg in das wohl immer in weiter Ferne liegende "gelobte Land" haben sie einen langen, leidvollen Weg hinter sich.

Die wechselvolle Geschichte Mazedoniens und die unterschiedlichen Auffassungen darüber, wem auf dem Balkan was gehört, spiegelt sich in den Reproduktionen politishcer Landkarten des Balkans wider, wie sie in Schulbüchern Griechenlands, Mazedoniens, Bulgariens, Serbiens und Albaniens erscheinen. Jovan Balov zeigt sie zusammen mit Gemälden jener Skulptur, die nach dem Krieg als einzige von der Berliner Domkathedrale übrig blieb. Für den in Berlin lebenden Künstler ein Symbol des Überlebens. Und als Ausdrcuk seiner Überzeugung, dass der Balkan eine Zukunft hat, möchte Balov auch sein Video "Barbarogenie" oder "Verliebt in Europa" verstanden wissen. Es zeigt ihn, wie er – vor dem auf einem Hügel Skopjes errichteten – höchsten Kreuz Europas die flaggen der fünf Länder über die Stadt schwenkt.

Dass Mazedonien vor wenigen Jahren am Rande eines Bürgerkrieges stand, ist eien Realität, die in den Werken von Jovan Sumkovski und Zaneta Vangeli mit dem Traum vom gelobten Land konfrontiert wird. Bei Sumkovski drückt sich das in einer Panzerkette aus, die von dunklen Kunstharzspiegeln umgeben ist, in die persönliche Elemente – etwa ein Portrait – eingeschlossen sind. Bei Vangeli in einem Video über die Entwaffnung der Kriegsgegner durch Blauhelm-Soldaten, das er einer stillen, ganz in blau gehaltenen Arbeit aus Gemälde und Landkartenrelief Mazedoniens gegenüberstellt.

Ute Maucher

Abenzeitung Nürnberg 19./20. juni 2004

zurück
Teilen mit