»Gemischtes Doppel«. Jahresschau des BBK
Von Traumpartnerschaften kann man bei dieser Jahresschau des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) nicht durchweg sprechen, aber auch Zufallsgemeinschaften können ja Teamgeistentwickeln: Im Nürnberger Kunsthaus spielen 17 Künstler »Gemischtes Doppel«. Und am Ende gewinnt zur Zeit immer die Malerei, Anteilsmäßig zumindest. Renate Gehrke nimmt den Aufschlagtitel wörtlich, macht das Papier zum Tennisplatz und wirbelt mit roter Farbe Bewegung nach, den »Smash«, »Top Spin« und »Lob«. Georg Baier denkt eher an schizophrene Gestalten, grobe Kindsköpfe, in seinen Tagebuchzeichnungen gedoppelt durch Abdruck der nassen Farbe in Transparentpapier. Karsten Reckziegel hat seine typischen Keramik-Paare mir den Sturmfrisuren eingeschweißt in die Regungslosigkeit. Ralf Siegemund – in Korrespondenz mit den rätselhaften Klauen-Skulpturen Alfred Opls – zeigt seine »Bilder der Jetztzeit«, wo sich Völkerwanderung in den farbigen Strichcodes neuer Flaggen verliert und sich Das kleine Rasenstück« in die fränkische Enge eines Schachbrettmusters zwängt.
Den härtesten Raum haben Thomas Mohi und Franz U. Janetzko geschaffen. Letzterer hat minimalistische Formen aus Beton auf dem Boden verteilt und ergänzt sie mit ebenso schlichten Architekturmodellen (das Wörtchen »Klitsche« versenkt dabei Humor in der grauen Masse). Der Maler Thomas Mohi stößt mit seinen Holzschnitten »Frau« und »Mann« zum Wesentlichen vor, gewährt durch gespreizte Beine, auf denen expressionistische Klammerhände gewisse Gewaltbereitschaft erkennen lassen, den Durchblick zur Aufschlaglinie des Gemischten Doppels.
Andreas Radlmaier
Abendzeitung Nürnberg, 30.4/1.5.2004