Einzelkämpfer im »Gemischten Doppel«

Teamarbeit ist angesagt: nach dem gelungenen »Paarlauf«, der nun ins Hamburger Kunsthaus exportiert wird, treten jetzt im Nürnberger HAUS 17 Teilnehmer zum «Gemischten Doppel« an. So stringent wie beim »Paarlauf« ist das Thema nicht umgesetzt, wird in den Arbeiten mal sportlich mal beziehungstechnisch interpretiert oder schlicht dadurch umgesetzt, dass Bildquartette hängen. Es bleibt weitgehend ein Auftritt von unterschiedlich starken Single-Spezialisten, um im Tennis-Jargon zu bleiben. Den nimmt Renate Gehrcke in den Titeln ihrer aus dynamischen roten Schlieren und Linien komponierten Bildern auf: Der »Smash« gleicht einem explodierenden Farbball, der »Topspin« ist eine vorwärts drängende Spirale. Schlagtechniken, die Hobbyspieler Ralf Siegemund zwar konsequent &uuuml;bt, in seinen großformatigen neuen Bildern bleibt der Sport aber thematisch außen vor. Ins Blickfeld rücken Global Players wie Yamaha oder Fujitsu, repräsentiert durch Schriftzüge, und eingebettet in ein so symbol- wie räteselhaftes Netz aus Landschaftsstücken oder Körper(teile)n. Starke Bilder, mit denen Siegemund zu Recht den größten Teil in dieser Ausstellung abdeckt.
Die bietet ein breites Spektrum: Mit Installationen aus Keramikfiguren thematisiert Karsten Reckziegel Paar-Beziehungen und Katja Wunderling hat aus Ahornsamen poetische Collagen auf tiefblauem Grund entworfen. Raffiniert die Technik des Doppel(n)s von Thomas Mohi: Was zunächst wie ein Gemälde von »Frau« oder »Mann« aussieht, entpuppt sich als Diptychon aus einem Holzdruckstock und dem damit verbundenen Blatt. Teamarbeit von Klaus Schneider und Gertrud Wenning: In ihrem grellbunten Bild stecken vier Paare unter einer decke. Im krassen Kontrast dazu der Auftritt von Thomas Grögler und Franz U. Janetzko: Beide arbeiten mit Beton, spielen mit Architekturelementen, mit Proportionen und deren Verschiebungen.
40 Mitglieder aus dem Berufsverband Bildender Künstler Nürnberg hatten sich um die Teilnahme beworben, eine Jury bestimmte 17 »Doppel-Spieler«. (...)

Birgit Ruf

Nürnberger Nachrichten, 30. April 2004

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